Rezension zu „Tote Mädchen lügen nicht“ von Jay Asher

Kategorie: Rezensionen, Up(to)date | 4 Nestgeflüster

 

Tote Mädchen lügen nicht

Autor: Jay Asher

Übersetzung: Knut Krüger

Seiten: 288 (Broschiert)

Verlag: cbt

 

 

 

Der Autor…

Jay Asher wurde 1975 in Kalifornien geboren. Seine großen Leidenschaften als Jugendlicher waren Gitarrespielen und Schreiben, was beides von seinen Eltern unterstützt wurde. Seine ersten Kinderbücher verfasste er in einem Literaturseminar in der Uni. Er übte verschiedenste Berufe aus, u.a. als Schuhverkäufer und Bibliothekar, die er in seine Geschichten miteinbezieht, bevor er sich ausschließlich dem Schreiben zu widmen begann. Jay Asher bekam die Idee zu dem Buch während einer Audioführung in einem Museum. Er war fasziniert von der Stimme in seinem Ohr, die ihm erklärte, was er sah. „Tote Mädchen lügen nicht“ ist sein erster Roman und wurde weltweit zu einem sensationellen Erfolg. Der Autor lebt mit seiner Frau in Kalifornien.

 

 

Buchinhalt…

Als Clay Jensen nach der Schule nach Hause kommt, findet er ein Päckchen vor seiner Tür. Um genau zu sein ist es ein Schuhkarton gefüllt mit sieben Kassetten. Absender? Zunächst unbekannt. Doch schon kurz nachdem Clay die erste Seite der ersten Kassetten im Recorder zum laufen bringt, erkennt er die Stimme des Absenders. Es ist Hannah Baker. Für den Jungen ein Schock, denn Hannah ist nicht nur das Mädchen in das er schon sehr lange verliebt ist. Hannah ist auch tot. Sie hat sich vor kurzem umgebracht. Nach den ersten Worten Hannahs auf der Kassette, ist klar wie die Sache laufen wird. Hierbei geht es um Abrechnung. Diese gilt in 13 erzählten Geschichten ebenso vielen Menschen, die Hannah zu dem Entschluß brachten sich das Leben zu nehmen. Jede/r der Betreffenden haben getrennt voneinander und unter Stillschweigen sich alle Bänder anzuhören, sowie Orte aufzusuchen an die sie Hannah schicken wird. Es gibt Regeln. Werden diese Regeln gebrochen, folgen haarsträubende bisweilen für den Betreffenden zerstörende Konsequenzen. Doch Clay versteht die Welt nicht. Warum ist er dabei? Was hat er getan? Welchen Fehler hat er begangen, dass das Mädchen in den Tod gehen lies? Clay wird eine Nacht voller Ängste und Zweifel durchstehen müssen um dies herauszufinden.

 

 

Persönliche Meinung…

In seinem Debütroman beschäftigt sich Jay Asher mit dem äußerst schwierigen Thema Selbstmord. Leider kommt dies mittlerweile auch bei Teenagern vor. Wie verzweifelt, gepeinigt, verletzt oder allein muss ein junger Mensch sich fühlen, dass er/sie keinen anderen Ausweg mehr kennt?

In dem Buch „Tote Mädchen lügen nicht“ wird der Leser und Protagonist Clay Ohrenzeuge des Seelenzustands von der toten Hannah Baker. Hannah wählte als letzen Ausweg den Freitod. Doch das Mädchen hat nicht nur diesen gut durchdacht. Sie wollte nicht gehen ohne mit allem abzuschließen. Kassetten gerichtet an 13 auserwählte Personen, überbracht von einem unbekannten Boten. Adressat Nummer 9, von insgesamt 13, ist Clay Jensen. So geht der Leser vom ersten Moment, in dem Clay das Päckchen entgegennimmt, auf aufwühlende Wahrheitsfindung. Und das ist die Geschichte wirklich: aufwühlend. Seite für Seite, die das Mädchen füllt, wird Clay als Zuhörer und wir als Leser Hannahs Seelenschmerz näher geführt. Hier wird von der toten Hannah haargenau umschrieben, was den Stein ins Rollen gebracht hat und welche Ereignisse danach noch folgten, und sie schließlich zu dieser Verzweiflungstat motivierten.

Hannah selbst lernt der Leser nur durch Clays grobe Beschreibungen und die Kassetten kennen. Mit einem riesen Schuß Selbstironie quatschte sie sich in mein Herz. Selten habe ich daher bei Hannah das Gefühl von dem am boden zerstörten Mädchen gehabt, welches sie jedoch im Inneren längst war. Es gelang dem Autor dennoch sehr gut, mir die Tragweite nahe zu bringen.

Protagonist Clay schien mir oft arg selbstbezogen. Liegt es am Alter? Zu sehr war er darauf bedacht sich immer wieder ins Gedächnis zu rufen, dass ER ja nichts falsch gemacht hätte. Wieso dachte er nicht mehr daran, was in Hannah vorging obwohl er nicht müde wurde, immer wieder zu betonen wieviel ihm doch Hannah bedeutet hat? Doch die Angst, was auf ihn zukommen könnte, schien diese Gefühle oftmals zu übermannen. Dies legte sich mit Voranschreiten der Geschichte etwas. Alle weiteren 12 Empfänger der Kassetten blieben blass, da diese nur durch Erzählungen von Hannah in die Geschichte einflossen. Dennoch war die Problematik und schon angrenzende Grausamkeit deutlich zu spüren. Kennst du nicht die Spielregeln dieser Leute, bist du verloren. Und so fühlte sich Hannah irgendwann.

Kinder und Jugendliche werden unbedacht und vielleicht auch aus Spaß zu Äußerungen/Handlungen dazu getrieben, andere in ihrem Alter arg zu verletzen. Gerade in diesem Alter ist der Mensch sehr empfindsam für Kritik, für Klatsch gegen einen selbst und gar Mobbing. Befinden wir uns doch zu dieser Zeit in einem entscheidenen Reifeprozess.

Während des Lesens von „Tote Mädchen lügen nicht“ und danach macht man sich zwangsläufig Gedanken. Man SOLLTE sich damit auseinander setzen. Wann ist das Maß voll? Nicht die Augen verschließen, wenn jemand sich verändert, ist wohl die wichtigste Message an den Leser. Und was könnten Lehrer und Eltern wirklich tun? Zuhören und sich auch mal Zeit für den Schüler nehmen, wäre ein kleiner Anfang. Mehr Selbstlosigkeit sicher auch.

 

 

 

 

Schön, dass ihr Nightingale's Blog besucht. Wenn ihr lest, freue ich mich sehr. Wenn ihr Euch mir mitteilt, noch viel mehr. Spam verschwindet jedoch durch meine Hand und wird von diesem Blog verbannt.

    4 Nestgeflüster zu “Rezension zu „Tote Mädchen lügen nicht“ von Jay Asher”

    1. Jo am 4. September 2015 um 13:43 Uhr

      Ich bin von diesem Buch ebenfalls total begeistert. Als ich in der Bibliothek war, ist es mir durch das Cover und dem Titel sofort ins Auge gestochen. Ich liebe es!!

    2. Arika am 17. März 2015 um 20:53 Uhr

      Ich habe das Buch gelesen und kann deiner Rezension nicht wirklich was hinzufügen. Auf jeden fall finde ich das Buch Hammer und würde es jederzeit weiterempfehlen.

    3. catbooks am 5. November 2011 um 13:07 Uhr

      Ich liebe dieses Buch und würde es jedem Deutschlehrer in der Oberschule ans Herz legen und empfehlen dieses mit seinen Schülern zu lesen!!!
      Auch kleine, scheinbar unwichtige Sachen, können das Fass zum Überlaufen bringen…

      • Sandy am 6. November 2011 um 17:18 Uhr

        Absolut! Ich denke auch, dass einige Lehrer es in ihrem Unterricht eingebunden haben. Zumindest habe ich mal sowas gehört.
        Wäre natürlich schön, solche Bücher für den Deutsch Unterricht als Pflichtlektüre zu haben.

    Hinterlasse eine Antworten auf Jo

    *Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. Mehr dazu in der Datenschutzerklärung Abbrechen