Rezension zu „Blackbirds“ von Chuck Wendig

Kategorie: Rezensionen, Up(to)date | 6 Nestgeflüster

Blackbirds


Blackbirds (Miriam Black #1) /
Autor: Chuck Wendig / Übersetzung: Axel Franken / Seiten: 303 (Taschenbuch) / Verlag: Bastei Lübbe / Sprache: Deutsch

 

 

Der Autor…

Chuck Wendig ist Amerikaner und Vielschreiber: Er schreibt Romane, Drehbücher, Kurzgeschichten und Essays über das Schreiben. Außerdem ist er als Spieldesigner tätig und hat an Rollenspielsystemen mitgewirkt. Mit seinem Schreibkollegen Lance Weiler hat er das Drehbuch zum Kurzfilm PANDEMIC verfasst, der auf dem Sundance Film Festival gezeigt wurde. Die beiden waren außerdem am transmedialen Projekt COLLAPSUS beteiligt, das für den Digital Emmy nominiert war. Wendig lebt mit seiner Familie in Pennsylvania. Er ist sehr aktiv auf seiner Website www.terribleminds.com und veröffentlicht dort regelmäßig dubiose Schreibtipps und Lebensweisheiten.

 

 

Der Plot…

Miriam hat eine Gabe: Wenn sie einen Menschen berührt, sieht sie den Moment seines Todes. Doch nie konnte sie die Zukunft verhindern. Inzwischen hat sie dieses grausame Schicksal  akzeptiert und versucht sogar selbst davon zu profitieren. Alles läuft wie am Schnürchen. Doch dann geschieht etwas seltsames. Als der Trucker Louis Miriam vor einem Überfall rettet, berührt sie seine Hand und sieht das Unvermeidliche: Louis wird in 30 Tagen von einem Killer brutal ermordet — und Miriam ist angeblich dabei. Was hat sie mit Louis zutun? Miriam glaubt noch immer nicht, dass sie die Zukunft ändern kann. Aber sie muss es wenigstens noch ein Mal versuchen: für ihr Überleben — und für seins.

 

 

Meiner Ansicht nach…

Wer sich auf „Blackbirds“, dem Auftakt der Miriam Black-Reihe von Autor Chuck Wendig, einlässt, der sei vorgewarnt. Denn der Klappentext verrät nicht, wie ruppig es zugeht. Protagonistin Miriam Black ist nicht lieb, nett und wohlerzogen. Nein, sie ist betrügerisch, unglaublich vulgär und echt gestört. Sie raucht wie ein Schlot, säuft wie ein Loch und steigt für schmutzigen Sex mit fremden Typen in ebenso schmutzige Motel Betten. In ihr lauert ein Dämon, der sich am Tod anderer nährt. Miriam Black ist das größte menschliche Wrack, dass mir bis dato in einem Buch untergekommen ist.

Man könnte es eventuell damit entschuldigen, dass sie von einer sehr Gott liebenden Mutter aufgezogen wurde, die ihre Tochter täglich mit Psalmen aus der Bibel terrorisierte und einsperrte (Hallo Stephen Kings „Carrie“?!). Man könnte es darauf schließen, dass Miriam seit einigen Jahren täglich mit ihrer übernatürlichen Fähigkeit konfrontiert wird. Miriam sieht bei jedem bloßen Hautkontakt den Tod der betreffenden Person. Ob nun friedlich im Sterbebett eines 80-jährigen, ein Überfall, ein Autounfall. Sie muss bei jedem Haut-auf-Haut Kontakt jedes Detail miterleben. Aber als Anti-Heldin versucht sie nicht das Schicksal dieser Menschen zu ändern. Nein, das hat sie schon lange aufgegeben, weil es nie funktioniert hat. Sie hat keine Kontrolle darüber. Stattdessen versucht sie eher damit Profit zu machen. Sie bestiehlt die gerade verstorbene Person und trampt dann weiter. Ethik? Ein Schimpfwort für Miriam. Schließlich muss sie ja auch irgendwie überleben.

Dennoch fand ich, nach einer gewissen Eingewöhnungsphase, Miriams Persönlichkeit auf makabere Art interessant und anziehend. Und mit Erscheinen von Trucker Louis entdeckt man vollkommen überraschend eine andere Seite in Miriam. Eine Seite, die sie selbst verwirrt. Sie interessiert sich plötzlich für Louis‘ drohendes Schicksal und das nicht nur, weil er in seinem Truck viel Bargeld aufbewahrt. Und nicht nur, weil er ermordet werden soll und sie auf unerklärliche Weise dabei ist. Der Mann setzt etwas in ihr frei. Ich bemerkte, dass unter der harten, oberflächlichen Art Miriams ein Mensch steckt, der sich trotz einem großen Anteil von Selbsthass, plötzlich sorgt.

Der Schreibstil des Autors ist, wie schon vorweg genommen, rau und unsensibel. Chuck Wendig lässt seine Protagonistin mit schmutzigen Worten tief in die Haut des Lesers schneiden. Er will Narben hinterlassen und Miriam Black ist sein Werkzeug dafür. Ich hatte zunächst auf jeder gelesenen Seite den Gedanken, dass ich dieses Buch nicht beenden kann. Sowohl Erzählstil, als auch die Protagonistin waren mir zu schroff, zu brutal und asozial. Doch ehe ich mich versah, hatte ich die Hälfte der Geschichte gelesen und merkte langsam, wie auch ich abstumpfte. Es wurde spannend und noch ekelhafter. Ich fand immer mehr Gefallen daran. Ein wenig erinnerte mich diese Schonungslosigkeit und Abartigkeit an Bret Easton Ellis. Und auch der Genre-Mix ist sehr gelungen.

Miriam Black hat es mir trotz der ganzen Abartigkeit und ihrer schlampigen ich machs-wie-ein-Mann Persönlichkeit, richtig angetan.

 

 

Tacheles…

Wer dieses Buch lesen möchte, braucht starke Nerven und einen noch stärkeren Magen. Der Sonnenseite des Lebens zeigt Protagonistin Miriam Black mit müdem Lächeln den Stinkefinger. „Blackbirds“ ist düster, sexistisch, ekelhaft, bedrückend und sehr fesselnd!

 

Bastei Lübbe | Amazon.de | Thalia

 

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    6 Nestgeflüster zu “Rezension zu „Blackbirds“ von Chuck Wendig”

    1. DieLeserin am 27. Januar 2014 um 14:32 Uhr

      Hallo Sandy!
      Vielen Dank für deine sehr hilfreiche Rezension. Bisher habe ich schon einige positive Stimmen zum Buch gehört, war mir aber trotzdem nie sicher, ob dieses Buch etwas für mich ist.
      Jetzt bin ich mir sicher: Ich lese lieber was anderes. Ich glaube, es passt nicht zu mir. Umso dankbarer bin ich für solche Rezensionen, die mich vor Fehlkäufen schützen.
      Danke! Und noch viel Lesespaß, herzliche Grüße, Iris

    2. Steffi von his-and-her-books am 26. Januar 2014 um 19:39 Uhr

      Werd ich ihm gleich mal sagen :-)

    3. Steffi his-and-her-Books am 26. Januar 2014 um 16:57 Uhr

      Viel schlimmer?!? :o
      Na dann brauche ich da erfass Anlaufzeit. Aber wenn es trotzdem so faszinierend ist, spricht ja nichts dagegen :-)

      • Sandy am 26. Januar 2014 um 18:51 Uhr

        Eben. Könnte auch was für Kay sein. ;)

    4. Steffi von his-and-her-books am 26. Januar 2014 um 15:48 Uhr

      Also der Inhalt klingt irgendwie verdammt arg nach „Numbers“ o.O

      Und düster, sexistisch, eklig – HILFEEEEE!

      Aber es scheint ja dennoch gut zu sein, oder?

      Liebe Grüße

      Steffi

      • Sandy am 26. Januar 2014 um 15:53 Uhr

        Hahaha!! Die Fähigkeit Miriams ähnelt ein wenig an Numbers, ja. Der Rest, NEIN. Der Jargón ist viiiiel schlimmer. Denn „Blackbirds“ ist kein Jugendbuch. Da brauchte sich der Autor also nicht zurückhalten. Es hat seine Makel und ist stylistisch dreckig, aber irgendwie ist es auch richtig cool. Miriam fand ich amüsant und richtig schräg. Unsymphatisch war sie mir nie. Gib dem Buch eine Chance. ;)

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