Rezension zu „Arkadien erwacht“ von Kai Meyer

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Arkadien 1

 

Arkadien erwacht

Autor: Kai Meyer

Seiten:  416 (gebundene Ausgabe)

Verlag: Carlsen

ISBN: 3551582017

 

 

 

Der Autor

Kai Meyer ist studierter Journalist, arbeitet jedoch seit Mitte der 90er Jahre als freier Schriftsteller. Er hat seit 1993 rund 50 Bücher veröffentlicht. Seine Bücher umfassen das Genre Fantasie, sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche. Mit Werken wie „Die Geisterseher“ und dem Bestseller „Die Alchimistin“ gelang ihm Ende der 90er Jahre der absolute Durchbruch. Seine Bücher werden in 28 Sprachen übersetzt. In den aktuellen Bestsellerlisten ist er mit der Arkadien-Reihe und der Die Sturmkönige-Trilogie vertreten.

 

Buchinhalt

Das Buch beginnt inmitten Rosa Alcantaras Aufbruch in ein neues Leben. Die 17 jährige möchte weg von New York, ihrer bisherigen Heimatstadt. Dort lebte sie seit dem Tod ihres Vaters Davide, als sie noch ein kleines Mädchen war, mit ihrer Mutter Gemma und der älteren Schwester Zoe. Aber gewisse Vorkommnisse bringen sie dazu, sich von dem Leben dort abzuwenden. Der Flieger bzw. die Flieger in die sie steigt, soll sie in die Heimat ihres verstorbenen Vaters bringen. Nach Sizilien in Italien, wo auch Zoe seit 2 Jahren auf dem Anwesen der Tante Florinda lebt.

Noch während ihrer mehrstündigen Flugreise lernt sie durch einen Zwischenfall Alessandro kennen. Ein durchaus gutaussehender, dunkelhaariger Typ mit unglaublich eindringlichen grünen Augen. Die beiden kommen kurz ins Gespräch. Durch einen (Taschendieb)Trick, die Rosa hervorragend beherrscht, erfährt sie den vollen Namen und den Wohnort von Alessandro. Dieser ist Carnevare und pendelt zwischen New York und Italien, seiner Heimat. Vor dem Flughafengebäude bietet Alessandro charmant an, sie mitzunehmen. Dessen Fahrer reagiert jedoch nicht nur auf den Vorschlag, sondern auch auf Rosa selbst abweisend. Zum Glück erübrigt sich dies, als Rosa ablehnt und somit trennen sich die Wege der beiden wieder. Während der mehrstündigen Fahrt vom Flughafen zum Alcantara Anwesen, die zunächst im Mietwagen beginnt und dann in einem Helicopter übergeht, deckt Rosa selbst auf, dass die Alcantaras in Italien  zur Mafia gehören. Für Rosa vollkommen normal und so schildert sie Erlebnisse wie z. B. Verhörungen mit italienischen Richtern, als erzähle sie vom Wetter. Das die Alcantaras zur Mafia gehören, ist für sie ein belangloser, uninteressanter Fakt…noch.

Nachdem Rosa im heruntergekommenen Palazzo auf dem Alcantara Anwesen herzlich von ihrer Tante Florinda begrüßt wurde, versucht sich Rosa einzuleben. Beim Erkunden der Gegend kommen ihr ein paar Dinge etwas seltsam vor. Hört sie etwa fauchende Geräusche aus den Gebüschen? War das da eben ein Koyote oder doch etwas anderes? Und warum hat sie das Gefühl unter Beobachtung zu stehen?

Bereits kurze Zeit nach ihrer Ankunft teilen Zoe und Florinda ihr mit, dass die Alcantaraische Pflicht ruft. Sie müssen zu einer Beerdigung. Es ist die Beerdigung des Carnevare Clanchefs. Der Clan, so erfährt Rosa, mit dem Alcantaras seit Jahrzehnten verfeindet sind. Dennoch ist es unter den Mafiaclans so gewollt, dass im Todesfall eines Capi (Kurzform für Clanchef/Clanoberhaupt) alle Clangegner sich zusammenfinden und friedlich Abschied nehmen. Es ist nicht nur Rosas erster offizieller „Auftritt“ als DIE Alcantara, sondern bringt auch ein Wiedersehen mit dem jungen Alessandro mit sich. Dieser entpuppt sich nicht nur als irgendein Carnevare Familienmitglied. Alessandro ist der einzige Sohn des verstorbenen Capis des Clans und somit Erbe und Nachfolger seiner Vaters, einem der einflussreichsten Mafia Chefs Italiens. Die Anziehung zwischen Rosa und Alessandro wird von allen Beteiligten missgünstig beobachtet. Sowohl von Tante Florinda als auch den unsymphatischen Widersachern und Verwandten Tano und Cesare. Beide wollen die Führung an sich reißen und nicht zulassen, dass Alessandro die Macht bekommt. Eine Bindung zwischen einer Alcantara zu einem Carnevare ist, aus Sicht der verfeindeten Clans und dem Konkodat, vollkommen inakzeptabel. Dies erklärt Alessandro umgehend Rosa, der die eiskalte Art der beiden Carnevare sofort auffällt. Und auch Zoe und Florinda versuchen verhement auf Rosa einzureden, sich den jungen Alessandro aus dem Kopf zu schlagen bevor es zur Katastrophe kommt. Doch es ist nicht nur die Feindschaft der beiden Clans, ihre Gefühle und Gedanken, die Rosa beschäftigen. Etwas anderes passiert mit ihr. Sie sieht Dinge, die nicht sein können. Es geht um das Geheimnis der Arkadien-Dynastien. Es geht um das was in jedem Alcantara schlummert…und jedem Carnevare. Rosa entdeckt, dass sie, ihre Schwester und Tante mehr sind als nur (halbwegs) normale Menschen. Und auch Alessandro und seine Familie tragen etwas ganz und garnicht menschliches in sich.

Nachdem man glaubt, man befindet sich mitten in einer Liebesgeschichte a la Romeo und Julia, wird man in eine Fantasiewelt katapultiert. Umgeben von Formwandlern und Jahrhundert währenden Geheimnissen um diese. Es geht um Vergeltung, Verrat, Macht und viel mehr, dass man sich zunächst nicht erträumen mag. Und Rosa möchte wissen, was es ist. Sie begibt sich zusammen mit Alessandro in einem Strudel aus Gefühlen, Misstrauen und Selbstfindung auf gefährliche Entdeckungsreise. Wohlwissend das selbst die eigenen Familien, im äußersten Fall, vor Mord nicht zurückschrecken würde.

 

 

Persönliche Meinung

„Arkadien erwacht“ liest sich äußerst spannend. Dies war mein ersten Buch von Kai Meyer und ich war mal wieder angenehm überrascht, wie feinfühlig männliche Autoren schreiben. Ich hoffe, das klang jetzt nicht herablassend. Das ist eher ein Kompliment. Wie liebevoll Herr Meyer seine Charaktere umschreibt.

Da ist Rosa, die ich mir wirklich GANZ anders vorgestellt hatte. Hübsch sicherlich, aber sie schwimmt zweifelsohne nicht nur mit ihrem Kleidungsstil (zerzauste blonde lange Haare, schwarze Klamotten, Gothik Make-up und klobige Stiefel mit Stahlklappen) sondern vor allem mit ihrem Charakter gegen den Strom. Sie ist rebellisch, geht Konfrontationen nicht aus dem Weg, jung sicherlich aber ganz bestimmt nicht naiv. Rosa traut niemandem wirklich über den Weg. Analysiert Blicke, Körperhaltung bis ins kleinste Detail. Sie hat einen starken Hang zur Kleptomanie, und trägt um potenzielle Angreifer eins zu…ähm..tackern, einen Tacker in ihrer Tasche. Also, alles weitere als ein schüchternes kleines Ding.

Und dann ist da Alessandro, der abgesehen von seinem zerzausten Haar nicht viel rebellisches in sich zu tragen scheint. Dennoch ist von ihrer ersten Begegnung an, ein Band da. Und wie sich kurze Zeit später herausstellt nicht ganz unbegründet. Sind ihre Familien nicht nur Teil der hiesigen Mafia, sondern sich seit langem auch spinnefeind. Doch die Anziehungskraft ist größer.

Ab Mitte des Buches schwenkt der Autor, Kai Meyer, von einer scheinbar aussichtslosen Liebesgeschichte um und betritt das Fantasie Genre. Und dies äußerst gekonnt und packend. Herr Meyer lässt den Leser Sizilien durch wundervoll detaillierte Erklärungen entdecken. Man möchte mit Rosa durch den Garten und das umliegende Anwesen des Alcantara Anwesens spazieren gehen. Die Landschaft mit Rosa und Alessandro im Auto abfahren. Und auch die Umschreibungen der Mafia, deren Geschäfte, Traditionen und eigenen Gesetze wurden gut umschrieben. Ich war vollkommen in der Geschichte drin. Schlotterte mit Rosa auf ihren mehrfachen Fluchten. Und las mich durch beispiellose Kämpfen, als ob ich leibhaftig daneben stand. Jeder Charakter in dem Buch hat in meiner Vorstellung ein Gesicht erhalten. Und wenn das ein Autor schafft, steht es für ein ziemlich mitreißendes Leseerlebnis. Ich bin begeistert und freue mich darauf, mehr von Kai Meyer zu lesen!

 

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