Legend – Fallender Himmel
Autorin: Marie Lu
Seiten: 363 (gebundene Ausgabe)
Verlag: Loewe
Sprache: Deutsch
Übersetzer: Sandra Knuffinke, Jessika Komina
ISBN: 978-3785573945
Die Autorin…
Marie Lu wurde 1984 in Shanghai geboren und lebte für einige Zeit in Texas, bevor sie an der University of South California studierte. Das kalifornische Wetter hat sie überzeugt dortzubleiben und nun wohnt Marie Lu mit ihrem Freund und drei Hunden in Pasadena, einem Vorort von Los Angeles. Vor ihrem Erfolg als Autorin arbeitete sie als künstlerische Leiterin bei einem Unternehmen, das Videospiele produziert. Marie Lu mag Cupcakes, fröhliche Menschen, Kampfjets, Regen und natürlich Bücher.
Website von Marie Lu: http://marielu.org/
Der Plot…
Day und June könnten unterschiedlicher nicht sein.
June, ausgebildet zur jüngsten Elitesoldatin der Republik und getrieben durch geschürte Rachegefühle für den Mord an ihren Bruder. Day, verschrien als meistgesuchter Verbrecher der Republik, kämpft sich durch die Slums von L.A. Bald führt Junes Weg zu Day. Dieser erweist als loyal und selbstlos. So zeigt Day ihr seine Wahrheit der Republik. Und June beginnt zu zweifeln. Eine Begegnung die alles ändern könnte, oder alles zerstören wird. Wie wird sich June entscheiden? Und ist Day wirklich der Mörder ihres Bruders?
Meiner Ansicht nach…
Noch während „Legend“ in den USA die Runde machte, entbrannten begeisterte Leserstimmen. „Fantastisch, packend, einzigartig…legendär.“ So in etwa lautete das Echo. Als sich dann der deutsche Kinder- und Jugendbuch Verlag Loewe die Veröffentlichungsrechte sicherte, begann auch die deutsche YA-Lesergemeinde wild zu tuscheln. Auf die Folter gespannt wurden wir mit einer tollen Leseprobe, Textpassagen und einem Buchtrailer. Einige konnten es gar nicht mehr abwarten und kauften sich noch den Originaltitel. Auch ich haderte mit mir; warte ich lieber auf die Übersetzung oder nicht? Ich wartete, schnappte mir das Buch aber gleich am Veröffentlichungstag und begann zu lesen…
Aber bin ich auf den Zug mit Namen >Legend-Hype-Express< aufgesprungen und genoss die Fahrt mit den anderen Reisenden, oder wurde es mir zu voll? Klar ist, dass ich mitnichten auf den Anschlusszug (>The Prodigy<) warten kann. Klar ist, dass ich keine Sitzplatzreservierung benötige im überfüllten >Legend-Hype-Express<.
Für mich ist „Legend – Fallender Himmel“ selbst nach genauerem Grübeln und in sich gehen nicht ganz einfach zu bewerten. Ohne jeden Zweifel kann Marie Lu in ihrem Debüt den Leser mit ihrem spannenden Erzählstil überzeugen. Flüssig, dicht und schnell manövriert sie nicht nur die Protagonisten June und Day anhand von wechselnden Perspektiven durch diese dystopische Geschichte. Durststrecken und langatmiges Gefasel braucht man hier nicht zu fürchten.
Los Angeles, die (ehemalige) Stadt der Engel, gibt es längst nicht mehr. Eher gebeutelt ist die amerikanische Stadt durch immer wiederkehrende Überschwemmungen, Krankheit und (angeblicher) Gefahr aus den äußeren Kolonien. Die Republik testet ihre Bewohner im jungen Alter und bestimmt anhand der Resultate, wie die Zukunft der Kinder aussehen wird. So möchte die Republik quasi die Spreu vom Weizen trennen um für perfekte genetische Stabilität zu sorgen. Klingt spannend, oder?! Dennoch wies diese spannende Idee einige Lücken für mich auf. So fehlte mir mehr Input, wie es zu diesem Zustand kommen konnte. Welche Städte Amerikas sind genau betroffen? Oder ist es gar die ganze Welt? Weshalb wird den Menschen verheimlicht, wie ihr Land einmal hieß und war? Wird darauf eventuell im Folgeband näher drauf eingegangen? Man kann es ja nur hoffen.
Das jeweilige Schicksal von Day und June, dem vermeintlichen Verbrecher und der jüngsten Elitesoldatin der Republik, ist Herd für die spätere Begegnung. Während sich Day seit Jahren auf der Flucht befindet und für die Republik zum Staatsfeind Nr. 1 gilt, wuchs June mit ihrem Bruder wohlbehütet auf. Doch wie gefährlich ist Day wirklich? Woher stammt er? Was treibt ihn an? Nicht nur gutaussehend ist er, sondern offensichtlich schlau genug um den knallharten Suchtrupps immer wieder zu entwischen. Aber auch Junes Werdegang ist nicht ganz ohne. Sie gilt mit knapp 16 Jahren als Überflieger und ist ihren Kommolitonen in der Militärausbildung überlegen. Das macht sie zur Einzelgängerin. Nach dem frühen, plötzlichen Tod ihrer Eltern wurde June von ihrem Bruder groß gezogen. Als dieser stirbt, sinnt das Mädchen auf Rache.
Day und June zeigen sehr interessante Facetten, die meinem Gefühl nach jedoch ruhig mehr ausgearbeitet sein könnten. Zusammen könnten sie wahrhaftig legendär wirken, wenn nicht die Spanne zwischen ihrem Zusammentreffen, der Annäherung und der knallharten Wahrheit so kurz gewesen wäre. So wirkte die Idee der schicksalhaften Begegnung etwas unvollendet. Gegen 100 weitere Seiten hätte ich hier einmal nichts einzuwenden gehabt.
Spieglein Spieglein…
Die Gestaltung des Buches ist in schlichtem weiss, die Lettern darauf jedoch in einem eindrucksvollen Goldfarbton gehalten. Der Schutzumschlag ist ein Ebenbild des Einbands. Ein wahrhaft legendärer Auftritt, entstanden durch wieder einmal hervorragende Arbeit der Loewe’schen Grafikabteilung.
Tacheles…
Marie Lus Debüt ist vielversprechend, spannend und gelungen. Einen legendären Überflieger hielt ich aus meiner Sicht jedoch nicht in den Händen. Viele Ideen sind nicht neu. Es sind diverse Lücken vorhanden, die nicht gestopft werden konnten. Da dies ein Trilogie-Auftakt ist, kann man jedoch auf ein paar Rätsellösungen hoffen. Ich selbst erhoffe mir ein paar aufschlussreiche Antworten während der kommenden Lesung mit Marie Lu. Und danach kann ich immer noch entscheiden, ob ich mir nächstes Jahr ein 1. Klasse Ticket für den >Prodigy-Express< gönnen werde. Dieser Auftakt bekommt von mir gute 3,5 Bewertungspunkte.
@Lisa: Da bin ich ja froh. Dachte schon, es liegt gänzlich an mir. :)
@MacBaylie: Word! Es hat wirklich großes Potenzial. Da fiel mir die 3,5 Punktvergabe sehr schwer. Aber für 4 hatte es NOCH nicht gereicht.
@Melissa: Suzanne Collins ist für mich so ein bisschen die „Patin“ der Jugendbuch Dystopien. Was ich an den Panem Büchern so schätze, sind die wirklich gut ausgearbeiteten Hintergrundinformationen. Auch haben mich ihre Bücher wirklich immer zum Denken angeregt. Das hat mir hier halt gefehlt. Auftakt oder nicht. Ich denke – und das klingt jetzt hart – , dass Autoren wie Marie Lu sich doch gut an bisherige Dystopien orientieren können und wie man es noch anders machen kann. Das hätte ich mir bei „Legend“ gewünscht. Nichts desto trotz schreibt sie wirklich gut. Und man darf gespannt sein, wie es weitergeht. :)
Ich hab das Buch noch nicht gelesen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es „einfach“ den Nerv der Zeit trifft. Vor allem im Bereich Jugendbücher. Und dann wird schnell gehypt. Mir ging es so bei den Panem-Büchern. Allerdings wurden bei Suzanne Collins die Schwächen von Buch zu Buch für mich immer deutlicher.
Da hoffe ich mal, dass das bei Marie Lu nicht so ist.
Huhu,
als Überflieger würde ich das Buch auch nicht bezeichnen. Mir hat es sehr gut gefallen und genau wie Du erhoffe ich mir in den nächsten Teilen eine weitere Ausarbeitung der noch offen stehenden Fragen.
Ein schöner Auftakt mit Option zur Steigerung :-)
Liebe Grüße
MacBaylie
Danke, dass ich nicht alleine mit meiner Meinung da stehe ;)