Rezension zu „Rot wie das Meer“ von Maggie Stiefvater

Kategorie: Rezensionen, Up(to)date | 3 Nestgeflüster

Rot wie das Meer

Rot wie das Meer

Autorin: Maggie Stiefvater

Seiten: ca. 430 (Hardcover)

Verlag: Script5

Übersetzung: Sandra Knuffinke, Jessika Komina

ISBN: 978-3839001479

 

 

Die Autorin…

Maggie Stiefvater, geboren 1981, hatte glücklicherweise immer Schwierigkeiten, ihren Hang zu Tagträumereien und Selbstgesprächen mit ihren Jobs zu vereinbaren. Anstatt also als Kellnerin, Kalligraphielehrerin oder technische Redakteurin zu arbeiten, versuchte sie es mit der Kunst. Heute lebt die New York Times-Bestsellerautorin in den Bergen Virginias, ist verheiratet, hütet zwei kleine Kinder sowie zwei neurotische Hunde und hofiert eine verrückte Katze.

 

 

Der Plot…

Rau, schön und wild ist das Meer vor der kleinen, irischen Insel Thisby. Die Wesen, die diesem Meer im November eines jeden Jahres entsteigen, übertreffen jedoch jegliche Beschreibungen. Die Capaill Uisce sind Wasserpferde so wunderschön und schneller als der Wind. Doch kommt man ihnen bzw. dem Meer zu nahe, riskiert man nicht nur seinen Kopf. Denn diese wunderschönen Pferde sind heimtückische Fleischfresser. Sie zu zähmen scheint unmöglich.

Sean Kendrick, ein junger Pferdenarr und Angestellter der reichsten Familie der Insel, weiß wie man mit Capaill Uisce umzugehen hat. Er kann jedem sagen, welches dieser Pferde es wert ist zu bändigen und von welchem man schnell Abstand gewinnen sollte. Sean muss es wissen, denn er gewann bereits 4 Mal das berühmte Skorpio-Rennen auf dem roten Capaill Uisce namens Corr. Doch in diesem Jahr soll sich etwas ändern. Denn plötzlich meldet sich das Mädchen Kate Conolly alias „Puck“ mit ihrem Inselpony Dove beim Rennen an. Die Insel ist erschüttert und fasziniert zugleich. Ist Puck naiv, unwissend oder einfach nur verrückt? Was ‚reitet‘ sie zu dieser lebensgefährlichen Entscheidung?

Niemals hat eine Frau das blutige Rennen bestritten und schon gar nicht mit einem normalen Pferd. Doch Puck lässt sich nicht von ihrem Plan abbringen. Es steht zu viel für sie auf dem Spiel. Das Preisgeld ist ein großer Köder für jedermann, aber für das Mädchen und ihre Familie ist es die einzige Rettung. Und Sean Kendrick muss sich nach einiger Zeit leider eingestehen, dass ihm nicht nur die Hartnäckigkeit Pucks äußerst gefällt.

 

 

Die >Spielführer<….

Zwei starke Figuren entstanden aus Maggie Stiefvaters Feder.

Sean Kendrick ist der Pferdepflüsterer der Insel. Nicht nur normale Pferde sind ihm hörig. Er kennt die Capaill Uisce wie kein anderer. Sean kennt jede Geste dieser Wasserpferde und kann daher die Gefahr riechen, wenn andere es nicht merken. Er ist ein Eigenbrödler, der kaum jemanden an sich ranlässt. Bis auf Corr – ein rotfarbenes Capaill Uisce – mit dem er schon viermal das Skorpio-Rennen gewann, erweicht sein raues Herz. Sein raues Wesen ist geheimnisvoll und in gewisser Sicht attraktiv.

Kate „Puck“ Conolly ist ein Mädchen, das auf dem Rücken ihres Inselponys Dove groß geworden ist. Nach dem tragischen Tod der Eltern, steht sie mit ihren Brüdern vor dem Nichts. Doch Gabe, der Älteste, will sich auf das Festland verdrücken…ohne seine Geschwister. Puck möchte mit ihrer Teilnahme am Skorpio-Rennen ihren Bruder umstimmen und den Conolly-Hof retten. Ein Ritt auf einem Capaill Uisce kommt für das störrische Mädchen nicht in Frage. Doch eine Teilnahme am Rennen mit ihrem kleinen Pferd Dove ist für die Insulaner reiner Selbstmord und Wahnsinn. Puck lässt sich dadurch nicht einschüchtern.

 

Meiner Ansicht nach…

Es fühlt sich an, wie gestern als ich das erste Mal ein Buch von Maggie Stiefvater las. Unsicher und – zugegeben – etwas voreingenommen war ich ob mir wirklich „Nach dem Sommer“, dem ersten Teil der Mercy Falls-Trilogie, zusagen würde. Das ist nun ganze zwei Jahre her. Seither habe ich die Folgebände der Trilogie sowie eine Kurzgeschichten Sammlung von Maggie verschlungen. Ja, inhaliert. „Rot wie das Meer“ ist Maggie Stiefvaters aktueller Streich auf dem deutschen Literaturmarkt. Und obwohl ich das Buch sofort lesen wollte, schwang wieder diese Unsicherheit mit. Pferde sind halt nicht wirklich ‚meine Welt‘. Genauso wenig wie es Wölfe waren. Doch ich spürte bereits, während ich den Prolog zu „Rot wie das Meer“ las, dass meine mangelnde Pferdeliebe hier keine Rolle spielen wird.

In ihrem neuen Buch schickt Maggie Stiefvater ihre Leser auf eine kleine, irische Insel namens Thisby. Eine Insel wie jede andere? Weit gefehlt. Das Meer, welches von Thisby umschlossen wird, ist rau, düster und spukt jedes Jahr ab Ende Oktober die Capaill Uisce aus. Dies sind wilde Wasserpferde. Bekannt und gefürchtet sind sie auf der Insel für ihre Unzähmbarkeit und ihren Hunger auf Fleisch. Dennoch beginnt mit dem Winter die Jagd auf die Capaill Uisce, denn sie sind die Spielfiguren im weltberühmten Skorpio-Rennen.

Mit Maggies unverwechselbaren, spannenden, poetischen Schreibstil wurde ich für einige Lesestunden zu einer Touristin auf Thisby. So ließen mich aus wechselnden Perspektiven die Protagonisten Sean Kendrick und Puck Conolly an ihrer Geschichte und an ihrem Schicksal teilhaben.

Was mich während des Lesens insbesondere reizte, waren die Haupt- und Nebenfiguren. Weder Puck Conolly noch Sean Kendrick passen in irgendein Klischee. Beide sind etwas seltsam und ecken mit ihrer Art an. So fragt man sich zu Beginn, wie diese beiden Menschen zusammenpassen sollen. Denn während Puck sich berechtigterweise vor den heimtückischen Wasserpferden fürchtet, lodert in Sean eine Liebe, Leidenschaft und auch Verständnis für diese Geschöpfe. Je mehr Zeit Puck und Sean miteinander verbrachten umso besser verstanden sie einander. Auch ich als Leser hatte nach einiger Zeit einen besseren Bezug zu Sean und Puck, und ihren Entscheidungen.

Nebenfiguren, wie Pucks Bruder Finn mit seinen Ticks, empfand ich auf ihre ganz eigene Art als liebenswert. Und ihr Bruder Gabe brachte mich oftmals zur Weißglut. Diverse Inselbewohner sind wohl am besten mit dem Wort >schrullig< zu bezeichnen. Auch weniger nette Figuren – und ich meine nicht die Capaill Uisce – erzeugen in den Handlungssträngen eine gewisse Bedrohung.

Dove und Corr verdienen hier auch mal eine Erwähnung. Wunderbar lebendig hat Maggie diese Tiere werden lassen. Ich bibberte stets mit beiden Pferden mit.

Die Kulisse Thisby tat hier ihr Letztes. Ich spürte die teils eisige Seeluft auf meiner Haut, genoss den Ausblick von den Klippen, bekam den Gestank von Pferdemist in die Nase und bekam beim Geruch von Blut welcher vom Strand rüberwehte, Gänsehaut. Gerne hätte ich auch ein Stück vom beliebten Novemberkuchen probiert.

„Rot wie das Meer“ hat mich in jeder Hinsicht fantastisch unterhalten und überzeugt. Maggie Stiefvaters Bücher sind aus meinem Regal nicht mehr wegzudenken.

 

 

Tacheles…

Das die Mercy Falls-Trilogie keine Alltagsfliege war und Maggie mehr zu bieten hat, wurde mir mit „Rot wie das Meer“ von der ersten bis zur letzten Silbe des Buches wieder bewusst. Wunderbare, interessante Haupt- und Nebenfiguren umgeben von einer rauen Landschaft und wilden Wasserpferden, haben mir sagenhaft spannende Lesestunden bescherrt. Der Erzählstil ist wieder einmal ein Traum. „Rot wie das Meer“ zog mich in einen wilden, blutigen und romantischen Strudel. Eine Geschichte, welche ich gerne auf der Leinwand sehen würde, weil: einfach Filmreif!

 

    

 

 

Schön, dass ihr Nightingale's Blog besucht. Wenn ihr lest, freue ich mich sehr. Wenn ihr Euch mir mitteilt, noch viel mehr. Spam verschwindet jedoch durch meine Hand und wird von diesem Blog verbannt.

    3 Nestgeflüster zu “Rezension zu „Rot wie das Meer“ von Maggie Stiefvater”

    1. Tascha am 5. Dezember 2012 um 09:38 Uhr

      Gut, das ich mir das Buch zu Weihnachten gewünscht habe. Trotz deiner tollen Rezi weiß ich immer noch nicht, ob ich das Buch wirklich lesen will. Ich liebe Pferde eigetnlich und auch gegen Gemetzel aber irgendwie… spricht mich das Buch überhaupt nicht an. Vor März muss ich es jetzt aber lesen und ich hoffe das ich dann ganz positiv überrascht werde.

      • Sandy am 5. Dezember 2012 um 10:05 Uhr

        Also MÜSSEN tust du garnichts. Und wenn du halt so rangehen würdest, dass dir keine andere Wahl bleibt -was ja nicht so ist- dann hat das womöglich Auswirkungen während des Lesens. Dir muss es Freude bereiten zu lesen.
        Schau einfach, dass du unvoreingenommen und offen an die Geschichte rangehst. ;)
        Ich persönlich war angenehm überrascht, wie gut es mir gefiel. :)

        LG

        • Tascha am 5. Dezember 2012 um 19:43 Uhr

          Ich weiß auch nicht warum ich mir mit dem Buch selbst so einen Druck mache. Ich bekomms ja nun und wenn ich mal Lust drauf hab, nehme ichs vom Regal, ist ja nicht so, das ich nicht auch noch tausend andere Sachen hätte :D

    Hinterlasse eine Antwort

    *Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. Mehr dazu in der Datenschutzerklärung