St♥lperherz / Autorin: Britta Sabbag / Seiten: 207 / Hardcover / Verlag: Boje/Bastei Lübbe / Sprache: Deutsch
Die Autorin…
Britta Sabbag, geboren in Osnabrück, studierte Sprachwissenschaften, Psychologie und Pädagogik an der Universität Bonn. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums arbeitete sie sechs Jahre als Personalerin in verschiedenen Firmen. Als die Krise zuschlug, nutzte sie die Chance, um das zu tun, was sie schon immer tun wollte: schreiben.
Über sich selbst sagt Britta, sie sei die beste Romanvorlage, weil niemand erfinden kann, was ihr täglich passiert. Wer also immer noch glaubt, das Leben der Bridget Jones sei unrealistisch, kann gerne mal einen Tag mit ihr verbringen.
Ihr Debüt „Pinguinwetter“ wurde auf Anhieb zum Bestseller. Auch auch „Pandablues“ war ein voller Erfolg. Beide Bücher sind bei Bastei Lübbe erschienen. Mit „Stolperherz“ (erschienen im Februar 2014 beim Bastei Lübbe Imprint Boje) hat Britta ihren erstes Jugendbuch geschrieben.
Autoren Website: www.brittasabbag.de
Der Plot…
Sanny ist alles andere als ein Sonnenscheinchen. Die 15-jährige ist bei ihren Mitschülerin nur als die mutlose graue Maus mit dem „kaputten Herz“ bekannt. Ihr trübseliges Inneres trägt sie auch nach außen. Sanny ist an einem Punkt angelangt, an dem sie sich nicht mehr dabei verbiegen will, noch Freundschaften zu schließen. Ihre einzige Vertraute ist ihre Mutter, die anscheinend nur an Sannys Stolperherz denkt und sie mit ihrem Gluckengehabe in den Wahnsinn treibt. Doch nach einem schockierenden Gespräch ändert sich etwas in dem Mädchen. Und siehe da, plötzlich sitzt Sanny am letzten Schultag nicht nur im Probenraum der heiß begehrten Schulband Crystal, sondern bekommt von den Jungs das Angebot sie den ganzen Sommer auf Tour zu begleiten. Überwältigt von der Idee, sagt sie sofort zu. Und am nächsten Tag, als sie im Tourbus sitzt und der Motor aufheult, verfliegen auch die letzten Zweifel und Gewissensbisse. Sanny spürt, das könnte ihr Sommer werden.
Meiner Ansicht nach…
Das neue Buch von Britta Sabbag trägt den Titel „Stolperherz“, ist der erste Ausflug für die Autorin in das Jugendbuch Genre und war mein erstes Leseerlebnis von der Osnabrückerin.
Britta Sabbag trifft ganz bestimmt bei vielen jungen Lesern den Nerv, denn Protagonistin Sanny spricht mit ihren Unsicherheiten, Schwärmereien und den geheimen Träumen Teenager Mädchen geradezu aus dem Herzen.
Sannys Schüchternheit und das von ihrem Papa genannte „Stolperherz“, ärgern die 15-jährige selbst wohl am meisten. Schlimm genug, dass alle in der Schule sie nur als den stummen Blassschnabel kennen der immer wegen ihrem Herzen umkippt. Doch auch Zuhause muss sie täglich ihre überfürsorgliche Mutter, deren Gesundheitsvorträge und Medikamenten Gequatsche ertragen.
Sanny zerfließt zu Beginn mächtig in Selbstzweifel- und Selbstmitleid. Sich selbst bezeichnet sie als größten Angsthasen unter der brütenden Sommersonne. Doch kurz darauf bringt ihre Mutter das Fass zum überlaufen. Sanny wird mächtig sauer und pfeift von nun ab auf jeden Rat.
Fluks fällt sie am nächsten Tag ausgerechnet den coolen Typen der Band Crystal auf, die sie kurz darauf sogar einladen, mit ihnen den Sommer quer durch Deutschland zu touren. Für Sanny ist es DIE Gelegenheit mal Teil von etwas besonderem zu werden, von ihrer Mutter weg zu kommen und dabei ihren Aufsatz über das Thema >Mut< nicht total zu vergeigen. Und tatsächlich bringt die Tour im Bandbus noch ganz andere Seiten in Sanny hervor. Seiten, die nicht nur die anderen sondern vor allem sie selbst überraschen.
„…es ist doch so: Jeder braucht sein Stück vom Unerreichbaren. Und Sehnsucht ist aus Verzweiflung, Hoffnung und Zuversicht gemacht. Sie allein ist der Grund, warum wir leben.“
~ Sanny auf Seite 22 von „Stolperherz“
Gewisse Charakterzüge Sannys erkannte ich in mir als 15-jährige wieder. Mir gefiel Sannys Art zu denken. Das stille Mädchen mit den überraschend erfrischenden und sarkastischen Gedankengängen. Sie trägt ihr angeschlagenes Herz auf dem rechten Fleck, fühlt sich aber wie ein Einsiedler. Und auch ihre Liebe zu Büchern hat mich sehr begeistern können. So findet man plötzlich während eines Zitate-raten Duells zwischen Sanny und Alex ein Zitat von John Green im Buch.
Nebenfiguren wie Nachbarsjunge >Flocke< und dessen Art der Kommunikation – er muss alles in Reime verpacken – ließen nicht nur Sanny & Co. entnervt aufstöhnen oder ungläubig losprusten vor lachen. Er ist ein Schmock, der „Stolperherz“ den gewissen Spaßfaktor einhaucht.
„Das Gefühl, unsterblich zu sein in so einem Augenblick, das Gefühl, in Wellen von Begeisterung zu versinken. Nichts war mir ferner als dieses Verlangen und mein Kopf konnte diese Sehnsucht nicht nachvollziehen, aber ich spürte, dass mein Herz es konnte. Der Wunsch, geliebt zu werden, für das, was man war. Für das, was man selbst liebte.“
~ Sanny auf Seite 138 von „Stolperherz“
Die Crystal Bandmitglieder sind an sich sehr interessant, blieben für mich jedoch überwiegend unnahbar. Einzig Alex und Greg wurden etwas näher ins Licht gerückt. Die Autorin nahm sich dafür mehr Zeit die wohlerzogene, bildhübsche Diplomaten Tochter Kira und den heißen Feger Michelle zu beschreiben. Ich empfand das zwar als nicht schlimm – nein es war sogar auch sehr interessant – hätte jedoch gerne mehr über die Jungs erfahren. Auch Sannys Weg zur Veränderung kam mir ein bisschen zu abrupt und schnell.
Die Message der Geschichte ist jedoch wunderschön. Britta Sabbags Erzählstil ist dicht und reich mit wunderbaren, verträumten Sätzen gespikt. Natürlich spielt die Musik eine große Rolle und die Playlist konnte nicht nur Sanny begeistern. Es machte mir Spaß mit der Truppe durch die Weltgeschichte von Club zu Club zu rauschen. Die Autorin erinnert durch ihre Protagonistin daran, dass es manches Mal einfach mehr Mut bedarf um seine Ziele durchzusetzen. Man muss sich dadurch nicht selbst untreu werden.
Tacheles…
Britta Sabbag schenkt in ihrem ersten Jugendbuch dem kranken Mädchen Sanny die wunderbare Chance auf ein außergewöhnliches Abenteuer. „Stolperherz“ ist eine herzergreifende Geschichte über Freundschaft, Sehnsucht, Liebe und den Mut der ängstlichen inneren Stimme den Maulkorb zu verpassen. Dieses kleine Buch wird ganz sicher seine Zielgruppe begeistern, während die ältere Generation sich Tagträumen von >damals< hingeben möchte.