Ich würde dich so gerne küssen / Autorin: Patrycja Spychalski / Seiten: 269 (Taschenbuch) / Verlag: cbt
Die Autorin…
Patrycja Spychalski, geboren 1979 in Starogard, Polen, zog im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern nach Berlin. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Schauspielausbildung, wandte sich dann aber einem ganz anderen Bereich zu: Seit 2002 arbeitet sie in vielfältigen sozial-kulturellen Projekten mit Kindern und Jugendlichen. Sie schrieb schon mehrere Kurzgeschichten für Anthologien, bevor sie ihren ersten Roman „Ich würde dich so gerne küssen“ verfasste. Spätestens nachdem man dieses Buch gelesen hat, merkt man, dass ihre große Liebe der Rockmusik gilt – selbstverständlich neben ihrem Freund, ihrem kleinen Sohn Juri und ihren beiden neurotischen Katzen, mit denen sie in Berlin lebt.
Der Plot…
Manchmal ist das Leben voller Überraschungen. Man trifft einen Menschen, der einen bewegt und innerlich nicht mehr loslässt. Es gibt, gegen den eigenen Willen, diese unsagbare Anziehungskraft. So geschehen auch bei der 17-jährigen Frieda, die an ihrem Geburtstag Jeffer vorgestellt wird. Er ist der Typ, dem alle Mädchenherzen zu fliegen und den die Jungs absolut cool finden. Ein Herzensbrecher halt, der das Leben nimmt wie es kommt. Frieda jedoch lässt das erstmal scheinbar kalt und bekommt so die ungeteilte Aufmerksamkeit des gutaussehenden Freigeistes geschenkt. Und ehe sich Frieda versieht, bietet ihr Jeffer während der urlaubsbedingten Abwesenheit ihrer Eltern an, bei ihm zu wohnen. Gegen jede Vernunft und nur auf ihr Bauchgefühl hörend, sagt sie zu und ahnt nicht, wie sehr Jeffer ihr Leben wirklich verändern wird.
Meiner Ansicht nach…
Es war der Titel, welcher mich bei Pat Spychalskis Jugendbuch besonders ansprach. Verträumt sommerlich klingt er und verheißt pure Romantik.
Obwohl Protagonistin Frieda insgeheim von der besonderen Liebe träumt, von jemanden der sie will mit all ihren Fehlern, sieht sie ihr Leben eher von der nüchternen Seite. Frieda ist das unscheinbare Mädchen von nebenan. Sie hält sich für eine graue Maus und als Anhängsel ihrer etwas durchgeknallten (natürlich viel hübscheren) Freundin Maja. Ein wenig klischeebehaftet vielleicht, vor allem durch Jeffers Erscheinen auf der Bildfläche. Denn Jeffer ist ein Typ, nach dem sich jeder umschaut. Er zieht die Menschen an, wie die Motte das Licht, ohne viel tun zu müssen. Natürlich findet auch Frieda ihn interessant, lässt es sich jedoch äußerlich nicht anmerken. Auch der coole Freigeist sucht nach ihrem ersten Zusammentreffen, wieder ihre Nähe.
Als sich dann noch die Eltern des Mädchens überraschend für einen Liebesurlaub in die Sonne verdrücken und Frieda allein in Berlin zurückbleibt, schwört sie sich die Elternfreie Zone voll auszukosten. Warnungen Jeffer betreffend, schlägt das Mädchen in den Wind. Verlieben wird sie sich nicht, schließlich weiß sie, wie er tickt. Eine gute Zeit will sie haben, denn durch Jeffer erwacht in ihr der Drang sich neu zu entdecken, sowie der Hunger auf Freiheit und Verbotenes.
Die Figur Jeffer gefiel mir sehr gut. Er ist geheimnisvoll und undurchdringlich. Sicher keine besonders neue Idee, aber ich mochte wie Frieda mit ihm umging und sie nicht, wie alle anderen, nach seiner Pfeife tanzte. Das brachte ihn aus dem Konzept.
Die Autorin hat, trotz der Gegensätze von Frieda und Jeffer, eine sehr glaubhafte Geschichte erzählt. Hierbei geht es vielmehr als nur um eine kleine Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Menschen. Gefühle werden immer wieder angedeutet, aber es geht vor allem auch um Friedas Weg sich selbst zu entdecken. Diese beiden Menschen waren zu Beginn, jeder für sich selbst, Suchende. Ob und was sie schlussendlich finden, verrate ich hier natürlich nicht, aber jeder für sich reift an der gemeinsamen Zeit auf ganz eigene Weise.
Als Location wählte Pat Spychalski ihre Wahlheimat Berlin, wofür ich sie liebe. Es gibt viel zu wenige Geschichten, die sich in dieser tollen, aufregenden Stadt abspielen. Nach Berlin zieht es viele, die sich verwirklichen wollen. Und das war für mich das treibende Gefühl in der Geschichte.
Ich genoss es sehr, mit Frieda und Jeffer mitten in der Nacht durch die Straßen Berlins zu streifen, oder mit ihnen bei einem Bierchen den Sonnenaufgang anzuschauen.
Das Ende war ganz anders als ich erwartet hätte, was mir sehr gut gefiel. Dadurch wurde ich noch einmal mitgezogen und überrascht.
Tacheles…
Mit ICH WÜRDE DICH SO GERNE KÜSSEN serviert Pat Spychalski dem Leser wahre Realitätshappen, denn diese kleine Geschichte greift direkt aus dem Leben. Die Autorin verschönigt dabei Gefühle und Alltagsprobleme eines Teenagers nicht, lässt ihre Figuren aber trotzdem ein wenig nach den Sternen greifen. Protagonistin Frieda wirkt mit all ihren Unsicherheiten und Ängsten unglaublich authentisch. Eine wunderbare Geschichte mit interessantem Ende, welches mich sehr neugierig auf DER EINE KUSS VON DIR macht.
Erworben bei: Buchhaus Stern-Verlag
Eine schöne Rezension – ich fand das Buch auch sehr gut, obwohl ich es dann und wann irgendwie nicht ganz „sauber“ fand. Schwer zu beschreiben, aber mir hat dieses reale und schonungslose gefallen. Die Atmosphäre war einfach klasse und überhaupt, ein besonderes Buch mit kleinen Schwächen zwischendurch. Bin auch schon super gespannt auf „Der eine Kuss von dir“, was ich IMMER NOCH im Regal habe :D Ätzend sowas.
Liebste Grüße <3
Marie
Verstehe sehr gut, was du meinst. Perfekt war es nicht, aber mir gefiel, dass die Gefühle so real und aus dem Leben gegriffen wirkten.
DER EINE KUSS VON DIR wird von mir sehr bald gelesen. Vielleicht wird es ja nach deinen Prüfungen etwas bei dir. ;)
Grüß dich lieb
Sandy