Autorin: Lucy Maud Montgomery / Übersetzung: Nadine Püschel / Umfang: 368 Seiten / Format: Hardcover / Verlag: Carlsen / erhältlich bei: Bücher.de, mayersche.de
Der Plot…
Valancy Stirling ist das Gespött ihrer Familie. Weit über zwanzig und noch immer unverheiratet! Nicht mal einen Verehrer hatte sie bisher! Dann passiert etwas, das ihr Leben radikal verändert. Und Valancy fasst sich ein Herz. Sie wird sich nicht mehr an die beengenden Konventionen halten, nicht mehr zu den ermüdenden Familientreffen gehen und sich nicht mehr von Onkel Benjamin triezen lassen. Stattdessen spricht sie die Wahrheit aus. Verlässt das Haus. Sucht sich eine Anstellung. Verliebt sich. Und findet das blaue Schloss, den Zufluchtsort ihrer Tagträume, endlich im richtigen Leben.
»Eine mitreißende Entwicklungs- und Liebesgeschichte vor der wilden Schönheit des kanadischen Ostens.«
Mein Resumé…
Es gibt sicherlich viele Besprechungen zu diesem Buch, die damit einleiten, dass man den weltweiten Erfolg von »Anne auf Green Gables« der Autorin Lucy Maud Montgomery schon in der Kindheit verschlungen hatte.
Nun ja, ich habe keines der Bücher bis heute gelesen. Natürlich waren mir die Abenteuer des Waisenmädchens Anne ein Begriff, aber es hatte sich nie ergeben sie selbst zu lesen. Somit ist „Das Schloss in den Wolken“ mein erstes Leseerlebnis von der Autorin. Geschrieben wurde das Werk bereits in den 20er Jahren und wurde im Jahr 2015 als Herzensprojekt neu beim Königskinder Verlag verlegt.
Protagonistin Valancy Stirling ist 29-jährig, gilt als alte schüchterne Jungfer und wohnt noch immer bei ihrer Mutter. Heutzutage würde man ihr Alter und den Single-Status müde weglächeln, aber nicht so in der Zeit um 1920. Die Rechte der Frauen waren einzig auf den Haushalt und zum Gebären ausgelegt. Eine Meinung wurde von einer mittellosen, alleinstehenden Frau nicht geduldet. So hat Valancy sich still unterzuordnen. Kein Mann vermag auch nur darüber nachdenken das »graue Ding« noch zu heiraten, was sie zunehmend verzweifeln lässt. Vor allem die Tatsache, dass Valancys gesamte Verwandtschaft sich stetig auf ihre Kosten lustig macht, bekümmert sie. Ich für meinen Teil, wollte bei den Unverschämtheiten dieser Sippe oftmals aus der Haut fahren.
Dann wendet sich das Blatt. Valancy erhält erschreckende Neuigkeiten, die sie jedoch als ihre Chance sieht, sich endgültig aus den Fängen der Stirlings zu befreien und ihr »blaues Schloß« zu finden. Fortan redet sie zu Tisch, wie ihr lieb ist. Sie lässt ihre Meinung über die lästernde Familie offenkundig heraus, erfüllt ihre Aufgaben nicht mehr und zieht schlussendlich aus, um dem Dorf-Trunkenbold Abel im Haus zu helfen. Damit entfacht Valancy einen Skandal. So ist die Familie der festen Überzeugung, dass das Mädchen komplett den Verstand verloren hat! Valancy jedoch sieht zum ersten Mal in ihrem Leben alles klar vor sich. Sie möchte leben und weiß, dass sie ihres eigenes Glückes Schmied ist.
Der Einstieg in die Geschichte war für mich anfänglich etwas holprig. Ob dies daran lag, dass die Autorin aus der dritten Person erzählt, mag ich nicht behaupten, aber es wäre durchaus möglich.
Geschichten wie „Das Schloss in den Wolken“ bringen mir als Leser, Gepflogenheiten und Regeln aus dieser Zeit sehr nahe. Zum Einen ist es unglaublich, wie das Bild der Frau damals zu sein hatte. So war die Frau ohne Mann und Haushalt schlichtweg nichts wert, und hatte somit keine Ansprüche zu stellen. Zum Anderen ist Lucy Maud Montgomerys Schreibe sehr zeitgemäß und bringt dem jungen Leser, diese Zeit sehr nahe. Eine Tatsache, die man von einer Hundert Jahre alten Geschichte sicher nicht oft behaupten kann.
Auch das Setting Kanadas ist eine willkommene und erfrischende Abwechslung gewesen. Montgomerys Beschreibungen von Valancys Insel laden den Leser zum träumen und verweilen ein.
Die Figuren sind allesamt sehr gelungen geformt und umschrieben. Von kautzig, über zickig, eigenwillig und verschroben, ist eine bunte Charakterpalette vertreten. Ich hatte befürchtet, dass wegen Valancys zunächst betrübtem Charakter auch die Stimmung im Buch zu grau bleiben könnte. Doch das Mädchen hat einen wunderbar sarkastischen Humor. Sie trägt das Herz auf dem rechten Fleck und ist belesen. Die Begegnungen die sie macht, sind tragisch und auch romantisch schön.
Valancy mag äußerlich nicht die Schönste sein, aber ihr inneres Wesen blüht auf und lässt sie nahezu strahlen. Und genau das ist eines der wichtigen Lektionen, welche Lucy Maud Montgomery ihren Lesern mitgeben möchte.
Tacheles…
Nach einem etwas holprigen Start, wurde ich von Valancy Stirling geradezu verzaubert. Lucy Maud Montgomery haucht ihrer mausgrauen Protagonistin eine große Portion Mut ein. Sie zeigt, wie man in seiner dunkelsten Stunde über sich hinauswachsen und das Leben genießen kann. Wunderbar erfrischend, überraschend gewitzt und verträumt!
Hallöchen, liebe Sandy!
Wieder mal eine sehr schöne Rezension! Das Buch liegt hier ebenfalls noch ungelesen herum und wartet dringend darauf, gelesen zu werden. Auch ich habe bisher keines der zahlreichen Bücher der Autorin gelesen und bin daher sehr gespannt, ob sie mich ebenfalls begeistert.
Noch einen schönen Feiertag und liebe Grüße
Shanty
Dankeschön für das Kompliment, liebe Shanty!
Und ich liebe dich gerade sehr dafür, dass du die anderen Bücher auch nicht kennst. Irgendwie hat mich in letzter Zeit gefühlt jeder bei meinem Geständnis entsetzt angeguckt. XD
Ich sag mal, Montgomerys Blickwinkel ist modern und ihre Schreibe sehr flüssig. Du wirst es sicher sehr gerne lesen. ;)
Liebe Ostergrüße auch an dich,
Sandy