Autorin: Ava Dellaira / 399 Seiten / Übersetzung: Jessika Komina, Sandra Knuffinke / Originaltitel: In Search of us / Hardcover / Verlag: Magellan / erhältlich bei: Bücher.de, mayersche.de
Der Plot…
Ava Dellairas neues Jugendbuch AUF DER SUCHE NACH DEM KOLIBRI ist eine Generations-Geschichte, erzählt auf zwei Zeitebenen, auf denen man auf zwei Hauptfiguren trifft. Zum Einen lernt man Marilyn kennen, die Ende der neunziger Jahre mit ihrer Mutter zurück nach Los Angeles zieht. Das junge Mädchen fühlt sich in der Welt gefangen, die ihre Mutter für sie geschaffen hat; eine Welt der Schauspiel- und Model-Jobs, die kaum genug einbringen, um zwei Menschen zu ernähren. Aber dann begegnet Marilyn James, einen Jungen aus der Nachbarschaft. Er wird für sie zum Zufluchtsort.
Zeitlich um einige Jahre verschoben trifft man auf Angie, die wohlbehütet bei ihrer beschützenden alleinerziehenden Mutter aufwächst. Doch dann findet Angie heraus, dass ihre Mutter nicht ganz ehrlich zu ihr war. Also, setzt sie sich mit ihrem Exfreund ins Auto und macht sich auf nach Los Angeles auf der Suche nach der Wahrheit. Wer ist sie? Wer war/ist ihr Vater und was verheimlicht ihre Mutter?
Mein Resumé…
Seit dem Debüt von Ava Dellaira wartete ich sehnlich auf eine neue Geschichte aus der Feder der Autorin. Ihr Schreibstil hatte mich schon bei »Love Letters to the Dead« sehr überzeugt und berührt. Und auch dieses Mal, obwohl nicht in Briefform verfasst, wurde ich von der wundervollen Prosa eingelullt. Mit ihren melancholischen Ausführungen geleitete Dellaira mich durch die Welt von Marilyn und Angie.
Beide Figuren sind überaus gelungen gezeichnet, tiefgründig und müssen sehr schmerzhafte Erfahrungen durchleben. Marilyn und James konnten mich als Paar sofort überzeugen. Obwohl sie so jung sind, bilden sie eine sehr intensive Einheit. Sie haben große Träume, die sie zusammen erleben wollen. Angie ist eine ebenso interessante Figur, jedoch habe ich bei ihr deutlich länger gebraucht um >warm zu werden<. Obgleich ich immer sehr für das Ergründen von Familiengeheimnissen bin, hat mich ihre Sinnsuche nicht sofort packen können. Ihre Zerrissenheit über ihre Herkunft und das Ende ihrer Beziehung jedoch ließen mich sehr mit ihr fühlen.
Was mir unheimlich gut gefallen hat war, dass Ava Dellaira das Thema Rassismus und Abstammung hervorgehoben hat, aber es nicht zum [schweren] Hauptthema hat werden lassen. Jeder Charakter hatte seine eigenen Bestrebungen, Ängste und Persönlichkeitsmerkmale, die ihn so eindringlich und real machten. Es entstand eine Chemie zwischen jungen Menschen, die einfach darüber hinwegsehen ließen, welcher Rasse und Klassenordnung die jeweilige Person angehörte. Selbstbestimmung, Selbstfindung sowie Sehnsucht danach gehört und verstanden zu werden von den Menschen, die man liebt. Darum geht es hierbei bzw. sollte es gehen.
Da ich meine Teenagerzeit in den Neunziger Jahren erlebte, war die kleine Zeitreise zurück in dieses Jahrhundert außerdem spannend (vor allem musikalisch betrachtet).
Ohne kleine Längen kommt AUF DER SUCHE NACH DEM KOLIBRI leider nicht ganz aus. Das fand ich etwas schade, habe die Geschichte aber dennoch sehr gerne gelesen.
Tacheles…
Ava Dellaira enttäuschte mich mit ihrem zweiten Buch nicht. Wer auf eine flockig leichte Lektüre baut, wird sie jedoch in AUF DER SUCHE NACH DEM KOLIBRI nicht finden. Dieser Generationsübergreifende Jugendroman ist eine herzzerreißende Lektüre mit überaus authentischen Charakteren, deren Schicksale mich sehr mitnahm. Für jeden Leser empfehlenswert, der auf der Suche nach einer komplexen und gefühlvollen Familiengeschichte ist.