Review | „Was ich Euch nicht erzählte“ von Celeste Ng

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Autorin: Celeste Ng / Umfang: 284 Seiten / Gebunden mit Schutzumschlag /
Verlag: DTV / auch erhältlich bei: geniallokal

 

Der Plot…

»Lydia ist tot. Aber das wissen sie noch nicht.«

Am Morgen des 3. Mai 1977 erscheint sie nicht zum Frühstück. Am folgenden Tag findet die Polizei Lydias Leiche. Mord oder Selbstmord?
Die Lieblingstochter von James und Marilyn Lee war ein ruhiges, strebsames und intelligentes Mädchen. Für den älteren Bruder Nathan steht fest, dass der gutaussehende Jack an Lydias Tod Schuld hat. Marilyn, die ehrgeizige Mutter, geht manisch auf Spurensuche. James, Sohn chinesischer Einwanderer, bricht vor Trauer um die Tochter das Herz. Allein die stille Hannah ahnt etwas von den Problemen der großen Schwester. Doch in all ihrer Verzweiflung und Trauer wagen sie nie miteinander zu reden. Der schreckliche Verlust klafft fortan wie eine schmerzende Wunde zwischen ihnen und offenbart, wie es wirklich um ihre Familie besteht.  

 

 

Mein Resumé…

Celeste Ngs Erzählstil in ihrem Debüt „Was ich Euch nicht erzählte“ hat eine ruhige und beinahe schlichte Form. Sie ist keine Autorin, die sich auf ein halsbrecherisches Tempo verlässt, um ihre Leser zu fesseln. Stattdessen nimmt Ng den Weg der langsamen Charakterstudie, in welcher Familiendynamiken erforscht werden. Jede Figur schleicht sich abwechselnd in unzuverlässiger Reihenfolge auf Zehenspitzen in den Raum, überrascht den Leser fast und weckt ein gewisses Maß an Neugier. Neugierde, die sich in eine Suche nach Antworten verwandelt. Die Handlung geht tief in die Persönlichkeit dieser Charaktere ein und zeigt, welche Erfahrungen sie geprägt oder verletzt haben.

Celeste Ng’s Debüt ist vor über zehn Jahren erschienen und durchleuchtet die Erwartungen mit denen sich eine gemischtrassige Familie immer wieder konfrontiert sieht. Das innere Verlangen dazuzugehören, die ständigen Rassen- und Geschlechtervorurteile die damit einher gehen, sowie ein sensibler Blick auf eine Familie in tiefer Krise. Ng ist dabei gewollt oder ungewollt plakativ. Inzwischen gehen andere Autor*innen sicher differenzierter auf die angeschnittenen Themen ein, nichtsdestotrotz sah ich nach wie vor erschreckend viele Muster. 

Als Leser wurde ich Zeuge, wie Eltern ihre eigenen unerfüllten Wünsche auf die Kinder projizierten und dabei versäumen sich wirklich mit ihnen zu beschäftigen. So wird gezeigt, wie wir die Menschen die wir lieben, auf unbeabsichtigte Weise Schaden zufügen.

Während mir „Kleine Feuer überall“ sehr gut gefallen hat, haderte ich manchmal mit diesem Debüt der Autorin. Abgesehen davon, dass mich die Figuren teilweise nicht so berühren konnten, ist mein größter Kritikpunkt, dass die Botschaften fast zu plakativ wirken. Die inneren Konflikte der Charaktere werden offen dargelegt und sind so offensichtlich, dass es an Übertreibung grenzt. Und obwohl ich eine gute „Character-driven“ Geschichte sehr schätze, hätte ich mir hier mehr »Wumms« gewünscht.

 

 

 


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