Autorin: Jean Webster / Umfang: 256 Seiten / Format: Hardcover mit Schutzumschlag / Übersetzer: Ingo Herzke / Verlag: Königskinder / erhältlich bei: Bücher.de, mayersche.de
Der Plot…
Fast 18 Jahre hat Judy Abbott im Waisenhaus gelebt. Wegen ihrer literarischen Begabung wird sie nun von einem geheimnisvollen Wohltäter aufs College geschickt. Der Mann möchte namenlos bleiben, Judy soll ihm aber jeden Monat einen Brief über ihre Fortschritte schreiben. Voller Begeisterung stürzt sich Judy in dieses unbekannte Leben. Mehr als einmal im Monat schreibt sie „Mr Smith“, denn sie hat ja sonst niemanden auf der Welt, mit dem sie ihre Erlebnisse teilen kann. Briefe voller Witz, über Hüte und Literatur, über neue Freundschaften und immer öfter auch über den sympathischen Jervis Pendleton.
Resumé…
Wir schreiben das Jahr 2017 und ich habe vor kurzem einen Klassiker lesen durfen, von welchem ich noch nie zuvor gehört hatte. Wieso ich Bücher und Verlage liebe? Weil fast vergessene Geschichten, egal wann, den Weg zu neuen Lesern finden. Junge Leser, die verzaubert werden. LIEBER DADDY LONG LEGS ist eine kleine wahrlich erfrischende Perle. Diese wurde von Barbara König, verantwortliche Verlagschefin des Königskinder Verlags, ausgegraben.
Im Mittelpunkt der Erzählung steht das Mädchen Judy Abbott. Man begleitet Judy/Jerusha während ihres Weges vom Waisenmädchen zur stolzen College-Absolventin. Dieser Zeitraum erstreckt sich über vier Jahre. Einen Einblick in das gesellschaftliche Leben eines College-Mädchens von vor über 100 Jahren zu bekommen, ist sehr interessant gewesen.
Abgesehen von Judy selbst, deren Charakter Jean Webster wirklich liebenswert, lebendig, impulsiv und willensstark gezeichnet hat, sind eine der Stärken, die entzückenden Beschreibungen der Freuden und Prüfungen des neuen Alltags der Protagonistin. Für die junge Frau ist dies eine faszinierende und überwältigende Zeit, denn zum ersten Mal werden ihr Erfahrungen zuteil, welche für die meisten Menschen selbstverständlich sind. Dieses Gefühl hat Webster dem Leser ganz wundervoll vermittelt.
Das besondere an dem Buch ist, dass es bis auf das erste Kapitel, komplett als Brieferzählung verfasst worden ist. Diese Briefe richtet Judy an ihren unbekannten Gönner, der ihr die Ausbildung möglich macht und die Teil der Vereinbarung sind. Doch für Judy werden diese Briefe sehr viel mehr, als nur Pflicht. Man spürt die Freude mit welcher sie ihren neuen Alltag den von ihr ernannten »Daddy Long-Legs« schildert. Es sind humorvolle, lebensfrohe und auch so manches Mal leidenschaftliche Texte. Ich hatte viel Freude das junge Mädchen auf ihrem Weg der Selbstverwirklichung zu begleiten.
Aufgepeppt wird die Geschichte zusätzlich mit unwahrscheinlich zauberhaften Zeichnungen, welche Judy in ihre Briefe einfließen lässt. Sie stehen so manches Mal für die Untermalung einer Emotion und haben mich nicht selten zum Schmunzeln gebracht. Eine wundervolle Idee! Hier spürt man wieder die detailverliebte Gestaltung, für die der Königskinder Verlag steht und die ich so liebe.
Tacheles…
Dieses Büchlein ist wahrhaftig ein Klassiker. Eine ganz besondere Geschichte in Briefform, lebt untersetzt mit zauberhaften Zeichnungen, in neuem Glanz auf. Judy Abbott ist eine lebendige und ausdrucksstarke Protagonistin, die uns zeigt, jeden sich bietenden Moment in vollen Zügen zu nutzen.
Weitere Rezensionen:
Liebe Sandy,
eine schöne Rezension!
Ich habe Judys Briefe und ihre impulsive, neugierige und gleichzeitig genügsame Art sehr genossen.
Die Art des Briefromans fand ich super toll.
Interessant fand ich, dass die von ihr beschriebene Thematik trotz der Tatsache, dass es 1912 erschienen ist, nicht altbacken oder nicht-aktuell wirkte.
Liebe Grüße,
Nicci
Danke, liebe Nicci!!
Interessant das du das schreibst. Genau den Gedanken mit der nicht-altbackenen Art hatte ich auch. So ging es mir auch schon bei „Cavaliersreise“. Und das zeigt, das man womöglich ein etwas verfälschtes Bild von diesen Büchern hat. Klar, gibt es da noch Jane Austen oder die Bronté Schwestern. Die schreiben schon noch anders.
LG
Sandy
Jane Austen habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen, eigentlich sogar für den Oktober. Hoffentlich schaffe ich noch, Stolz und Vorurteil zu lesen.
Cavaliersreise steht leider auch noch ungelesen im Regal. Sollte ich ganz bald ändern, glaube ich.
Hi Nicci,
„Cavaliersreise“ gefiel mir wirklich gut. Es ist zwar nicht mein Lieblings-Königskind, aber andere haben es sehr geliebt.
Ich nehme mir wohl in diesem Winter mal wieder vor „Sturmhöhe“ zu lesen. Ob ich das schaffe, ist natürlich fraglich.
Liebe Grüße an dich,
Sandy
„Sturmhöhe“ sagt mir gerade gar nichts. Muss ich mir mal anschauen.
Ich liebe dieses Buch, seit ich ein Kind bin und freue mich, dass es endlich wieder verlegt wird und man nicht mehr bei amazon und co. danach auf die Jagd gehen muss. Tolle Rezension dieses schönen Buches!!!!
Liebe Reni,
es ist dein Lieblingsbuch seit Kindesbeinen?! Das ist auch mal schön zu lesen. Ich hatte tatsächlich noch nichts von diesem Klassiker gehört, was es aber nicht weniger spannend macht.
Dankeschön für das Kompliment!! :)
Lieben Gruß
Hach Mensch … bei dir komme ich wirklich viel zu selten vorbei!
Natürlich liebe ich Thriller, aber immer mehr finde ich mich auch in anderen genres und Geschichten wieder. Der Titel lief mir schon des Öfteren über den Weg und ich bin immer schon am hin & her überlegen. Deine Rezension verleitet da nochmals zum Kauf! Schön geschrieben.
Liebe Grüße
Janna
Hallo Janna,
ein Ausflug abseits des Thriller Genres lohnt sich bei den Königskindern. Aber ich würde eh alles vom Verlag lesen, weil es sich immer lohnt. ;)
Viele Grüße,
Sandy