Rezension zu „The Raven Boys“ von Maggie Stiefvater

Kategorie: Rezensionen, Up(to)date | 6 Nestgeflüster

 

The Raven Boys_Stiefvater

The Raven Boys (Raven Cycle #1) / Autorin: Maggie Stiefvater / Seiten: 409 (Hardcover) / Verlag: Scholastic Press / Sprache: Englisch

 

Die Autorin…

Maggie Stiefvater, geboren 1981, hatte glücklicherweise immer Schwierigkeiten, ihren Hang zu Tagträumereien und Selbstgesprächen mit ihren Jobs zu vereinbaren. Anstatt also als Kellnerin, Kalligraphielehrerin oder technische Redakteurin zu arbeiten, versuchte sie es mit der Kunst. Heute lebt die New York Times-Bestsellerautorin in den Bergen Virginias, ist verheiratet, hütet zwei kleine Kinder sowie zwei neurotische Hunde und hofiert eine verrückte Katze.

„The Raven Boys“ ist, nach dem Mercy Falls Trilogie-Erfolg sowie dem Einzelband „Rot wie das Meer“ (OT: „The Scorpio Races“), der Auftakt einer neuen Reihe.

 

 

Der Plot…

Das junge Mädchen Blue Sargent ist schon immer umgeben gewesen von magischen Sprüchen, kleinen Ritualen und Tarotkarten. Ihre Mutter ist ein Medium und lebt ihre übernatürliche Gabe offen aus. Auch Verwandte und Freunde gehen mit ihren Fähigkeiten natürlich um und leben mit Blue und ihrer Mutter in einem chaotischen Haushalt. So ungewöhnlich ihre Familie und Verwandtschaft ist, so ungewöhnlich ist auch Blues eigenes Schicksal. Schon immer haben die Frauen der Familie, oder Freunde ihrer Mutter ihr fortwährend das Gleiche prophezeit: wenn sie jemals einen Mann, der ihre wahre Liebe ist, küsst wird dieser sterben. Ein unausweichlicher Fakt, den selbst Blue nicht abschütteln kann. Dennoch trägt sie selbst keine derartige Gabe in sich. Nur als Energieschild ist Blue für ihre übersinnliche Umgebung eine Bereicherung.

Und so hockt sie wieder am alljährlichen St. Mark’s Day in der Kälte auf dem Friedhof. In diesem Jahr leistet sie ihrer Tante Gesellschaft, während diese auf die Ankunft der Seelen wartet, die innerhalb eines Jahres der Tod erwarten wird. Doch plötzlich steht vor Blue die Seele eines traurigen, gar verzweifelten Jungen namens Gansey. Und sie kann sogar zu ihm sprechen. Das kann nicht wahr sein. Blues Tante hingegen prophezeit ihr daraufhin Schlimmes, denn es gibt nur zwei Gründe, weshalb sie als Nicht-Seherin eine Seele am St. Mark’s Day sehen kann. Entweder ist dieser Junge Blues wahre Liebe oder sie wird ihn töten.

Schon bald steht Gansey im wahren Leben vor ihr. Er entpuppt sich als reicher Schüler der Aglionby Academy. Den Jungen dort eilt ein übler Ruf voraus. Nicht umsonst werden sie die >Raven Boys< genannt. Und auch Blue ist drauf und dran, ihre Einstellung gegen Gansey und seine Clique über Bord zu werfen. Etwas Seltsames umgibt Gansey, Adam, Ronan und Noah. Blue will unbedingt wissen was es ist und schlägt jede Warnung ihrer Mutter in den Wind…

 

 

Meiner Ansicht nach…

Wo beginne ich nur bei meiner Besprechung zu Maggie Stiefvaters aktuellstem Werk? Ich hatte gewisse Erwartungen an die Autorin gesetzt, denn seit Jahren schätze ich ihre Bücher. Mit dem Auftakt um Blue Sargent und die >Raven Boys< betritt Maggie Stiefvater nach der Mercy Falls-Trilogie und dem Einzelband „Rot wie das Meer“ (OT: „The Scorpio Races“) komplettes Neuland. Wo manch anderer Autor nie wirklich loslassen kann von alten Charakteren bzw. der Welt dieser Charaktere (nein, ein Name wird nicht genannt), schmeißt sich Maggie mit viel Ideenreichtum in neue Gefilde.

So ganz genaue Vorstellungen von „The Raven Boys“ hatte ich vorher nicht. Etwas nervös war ich lediglich, weil ich – abgesehen von ihrem Gemeinschaftsprojekt „The Curiosities: A Collection of Stories“ mit Tessa Gratton und Brenna Yovanoff – ihre Bücher zuvor auf Deutsch gelesen habe. Ich wurde von ihrem Schreibstil immer verzaubert und wollte auch dieses Mal gut unterhalten werden.

Entgegen jeder Angst, wurde ich überrascht von dem tollen Setting, den Figuren, der gesamten Idee. Was mich jedoch am meisten überraschte war der Erzählstil. Wir, ihre Leser, kennen Maggie als Ich-Erzählerin. Für „The Raven Boys“ wählte sie die Vogelperspektive. Und zwar nicht nur für Blue sondern genauso für Gansey und Adam. Ich bin so frei und nenne es die Raven Cycle-Perspektive. Ich glitt anhand der schön gesponnenen Erzählungen wie durch magische Hand in die Geschichte, nach Henrietta. Ein kleines Nest im amerikanischen Nirgendwo, der nichts Aufregendes bietet außer einigen Scherereien mit der Aglionby Elite alias die Raven Boys. Doch weit gefehlt. Henrietta umgibt eine besondere, beklemmende Atmosphäre. Und Letztere begleitete mich als Leser stets durch die Geschichte.

Das junge Mädchen Blue war mir vom ersten Augenblick symphatisch. Dieses Mädchen passt in keine Schublade. Einen Stempel hat sie unfairerweise schon vor langer Zeit aufgedrückt bekommen. Urheber sind ihre Wurzeln. Sowohl ihre Mutter, als auch Tanten, Cousinen und Freunde der Mutter haben sich dem Übersinnlichen verschrieben und sind in Henrietta genau deshalb bekannt. Blue hat mit dem ganzen esoterischen Kram nur bedingt zutun. Doch leider hängt ihr eine Prophezeiung am Schuh. Faktisch gesehen darf sie sich nie verlieben und küssen schon mal gar nicht. Das wäre für den  Auserwählten tödlich.

Über den Hintergrund, sprich was den jungen Gansey vor 18 Monaten nach Henrietta verschlug, werde ich nichts verraten. Denn hier liegt der Kern der Geschichte, der in einer Rezension nicht verraten werden sollte. Aber so viel sei gesagt; es kommt ohne jeden Zweifel Abenteuerstimmung auf der Suche nach übermächtigen Resourcen auf. Gansey ist eine Figur, die ich zunächst mit etwas zusammengekniffenen Augen beobachtet habe. Es liegen, wie Blue es so schön erkannt hat, mehrere Facetten in diesem Jungen. Eine gewisse Arroganz umgibt ihn sicherlich, aber er ist nicht oberflächlich und möchte ’seine Jungs‘ sicher bei sich wissen. Adam lebt am anderen Ende der Stadt und muss sich im Gegensatz zu Gansey sehr wohl Gedanken um das liebe Geld machen. Das Adam kein typischer Raven Boy ist, wird Blue sehr schnell klar. Ronan zieht stets den Ärger an. Er ist einsam, wütend und unberechenbar. Vor allem für seinen Bruder Declan pflegt er eine besonders große Wut. Ronan empfand ich als undurchsichtigste Figur in der Geschichte. Aber ich bin mir sicher, dass im zweiten Buch noch weitaus mehr von ihm kommen wird. Letzterer im Bunde ist Noah, der nicht nur mich überraschte. So fand ich zumindest via Goodreads von anderen Lesern heraus. Und mehr möchte ich über ihn nicht preisgeben.

Die Liebe und Romantik spielte, trotz Blues ‚Problem‘, keine übermächtige Rolle. Sie meldet sich hier und da, um dann durch andere Geschehnisse in den Hintergrund gedrängt zu werden. Denn im Auftakt geht es vorrangig um die Dynamik zwischen Blue und die Raven Boys. Allerdings bin ich sicher, dass sich auch über kurz oder lang die Liebe nicht aufhalten lassen wird.

Es bleiben Fragen bestehen, genauso wie neue Fragen – dank des Endes – hinzukommen. Ein ganz großes MUST-READ für alle, die Maggie Stiefvater ohnehin mögen und für die, die sich gerne an etwas anderes heranwagen möchten.

 

 

Spieglein Spieglein…

Das Buchcover ist eine perfekt, schimmernde Reflektion des Inhalts, denn der Rabe ist in der Geschichte allgegenwärtig. Nimmt man den Schutzumschlag ab, so hält man einen edlen weissen Einband in der Hand. Auf der Vorderseite ist der gleiche >Raven Cycle< eingestanzt, welcher schon auf dem Schutzumschlag vom Buchtitel umrahmt wird.

Obwohl ich natürlich schon dieses Schmuckstück im Regal stehen habe, bin ich sehr gespannt was der deutsche Verlag Script5 seinen Lesern im Herbst 2013 präsentieren wird. Dann erscheint nämlich der Auftakt, unter dem Titel „Wen der Rabe ruft“ auch in Deutschland. Aber so wie ich den Verlag kenne, wird es ganz sicher ein tolles Cover sein.

 

 

Tacheles…

„The Raven Boys“ hat bei mir mit seinen mythischen, magischen Aspekten und esoterisch angehauchten Elementen voll punkten können. Ich war gefangen von der aufgeladenen Energie und Spannung dieser Geschichte, welche sich im kleinen amerikanischen Örtchen Henrietta abspielt. Die Charaktere haben mich gefesselt, überrascht und in jeder erdenklichen Art überzeugt. Mit diesem Auftakt hat sich Maggie Stiefvater auf Rabes Schwingen in mein Herz geschrieben. Ein MUSS für alle Fans der Autorin. Auf die englische Fortsetzung im Herbst 2013 freue ich mich diebisch!

 

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    6 Nestgeflüster zu “Rezension zu „The Raven Boys“ von Maggie Stiefvater”

    1. Damaris am 15. Februar 2013 um 11:33 Uhr

      Ohhh, jetzt machst du mich aber neugierig!!! Ich hatte nämlich überhaupt keine richtige Vorstellung von dem Buch – und kann es selbst jetzt, nach deiner Rezi, nicht so recht einordnen.
      Was mich sehr fasziniert, ist, dass Maggie Stiefvater jeder ihrer Geschichte und Ideen neu zu erfinden scheint. Es ist jedes Mal komplett anderes. Das Buch erscheint meines Wissens auch bei script5, dann wird es sowieso gelesen! :-)
      Danke für deine schöne Vorstellung.

      LG,
      Damaris

      (Ich hab schon das zweite engl. Buch für die Challenge fertig – juhuuuu, macht so Spaß!)

      • Sandy am 15. Februar 2013 um 12:22 Uhr

        Ja, Script5 wird es bereits im Herbst veröffentlichen. Und ich bin super gespannt, was du denken wirst.
        Den Aspekt, dass Maggie sich nicht davor fürchtet komplett Neues auszuprobieren, finde ich auch mit am Besten. Der Erzählstil ist auch mal anders. Das wird einige überraschen.
        Das du noch immer so wenig weißt, war hier auch Absicht. Ich habe leider ein bzw. zwei Rezensionen lesen müssen, in denen furchtbar gespoilert wurde. Das wollte ich unbedingt vermeiden. Denn das Entdecken das sollte dem Leser überlassen werden. Auch der engl. Klappentext verrät schon zu viel bzw. wirft ein anderes Bild auf.

        LG
        Sandy

        P.S. Ich wusste, wenn du erstmal beginnst mit dem Englisch lesen, wirst du es mögen. Toll!! :D

        • Damaris am 15. Februar 2013 um 14:02 Uhr

          Oh, ich bin so gespannt auf die Geschichte und die Sprache von „The Raven Boys“. Freu mich!
          Englische Bücher habe ich ja schon vor deiner Challenge gelesen, aber eben nicht so forciert. Jetzt „MUSS“ ich ja eines im Monat und ich muss das sehr gerne! Macht irre Spaß!
          Drück!

          • Sandy am 16. Februar 2013 um 21:51 Uhr

            Weiß ich doch. ;)
            Aber so nach Challenge ist doch noch etwas anderes. :D

    2. MacBaylie am 15. Februar 2013 um 00:09 Uhr

      Hi,

      das hört sich doch super an. Ich warte schon gespannt auf die deutsche Übersetzung :-)

      Liebe Grüße
      MacBaylie

      • Sandy am 15. Februar 2013 um 12:17 Uhr

        Und ich bin gespannt auf deine Eindrücke. Ich habe es sehr geliebt. Und die Charaktere sind super erfasst.

        Liebe Grüße

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