Sieben Minuten nach Mitternacht / Autoren: Patrick Ness/Siobhan Dowd / Originaltitel: A Monster Calls / Übersetzung: Bettina Arbarbanell / Seiten: ca. 216 (gebundene Ausgabe) / Verlag: cbj
Die Autoren…
Siobhan Dowd, in London geboren, stammte aus dem County Waterford, Irland, und verbrachte dort einen großen Teil ihrer Kindheit. Nach der Schulzeit in London studierte sie in Oxford und begann dort als Redakteurin für PEN International und als freischaffende Autorin zu arbeiten. Erst 2006 veröffentlichte sie ihren Debütroman, für den sie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Nach schwerer Krankheit erlag Siobhan Dowd 2007 ihrem Krebsleiden.
Patrick Ness wuchs in den Vereinigten Staaten und auf Hawaii auf. Seit Ende der 90er-Jahre lebt er in London und ist dort als Literaturkritiker für die Tageszeitung The Guardian tätig. Er hat bereits einige Romane für Erwachsene, Kinder und Jugendliche verfasst und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet.
Information zur Entstehung des Buches…
Wie kam es zu diesem Autorengespann, welches sich jedoch nie kennenlernen und dieses Buch gemeinsam schreiben konnte? Bereits vor einigen Jahren entstand aus der Feder der irischen Jugendbuchautorin Siobhan Dowd (gesprochen: Schyvonne) ein detailgetreues Exposé zu „Sieben Minuten nach Mitternacht“. Doch der Autorin war nicht mehr genügend Zeit vergönnt, ihre Idee zu beenden. Im Jahre 2007 erlag sie ihrem Krebsleiden. Es war dann Patrick Ness, ein amerikanischer Schriftsteller, der gefragt wurde das Werk der Autorin zu beenden.
Buchinhalt…
Fast jede Nacht schon schreckt Conor aus dem Schlaf. Es ist dieser eine Albtraum, welcher ihn vollkommen in Angst und Schrecken versetzt. Der Traum, in dem er glaubt ins bodenlose zu stürzen. Schreie, Dunkelheit…immer wieder. Schweißgebadet wacht er wieder einmal auf. Der Blick auf die Uhr verrät, es ist 0:07 Uhr. Ein Geräusch lässt den Puls des Jungen noch höher schnellen. Sagt da jemand etwa seinen Namen? Conors Zimmer wird umhüllt von einem großen Schatten. Als er ans Fenster tritt, sieht er es. Das Monster! Aber nein, es ist nicht das aus seinem Traum. Denn dieses Monster aus seinem Traum macht ihm Angst. Die große Eibe hingegen, die eigentlich sonst im Garten hinter dem Haus steht und nun lebendig geworden vor seinem Fenster poltert, rührt in ihm keinerlei Ängste. Ein Baum zum Monster geworden. Conor glaubt noch zu träumen. Weiß Gott, er hat nun doch ganz andere Dinge im Kopf wie so eine dumme große, lebendige Monstereibe die ihm Geschichten erzählen möchte. Denn die Sorge um seine schwerkranke Mutter ist sein treuer Begleiter geworden. Immer schwächer wird sie. Conor fühlt sich so hilflos und allein. Aber das Monster will ihn nicht gehen lassen. Oder ist es vielleicht Conor selbst, der nicht loslassen kann?
„Geschichten sind wilde Wesen…Wer weiß, was für Unheil sie anrichten können, wenn man sie loslässt?“
Persönliche Meinung…
„Sieben Minuten nach Mitternacht“ umschreibt eine Geschichte über einen Jungen namens Conor. Conor läßt uns in sein Zuhause, welches schon lange trostlos und traurig ist ohne die Kraft seiner Mutter. Denn sie hütet schwerkrank das Bett, entschwebt durch die Behandlungen mehr und mehr ins ‚Wolkenkuckkucksheim‘ während sich ihr kleiner Junge rührend um sie kümmert und den Haushalt macht. Über die Sorge und Liebe zu seiner Mutter hinaus, zählt nichts mehr für ihn. Vorallem seit er in der Schule gemieden und schikaniert wird. Doch seit die Eibe im Garten als Monster erschienen ist, keimt etwas in Conor auf. Argwöhnisch und dennoch neugierig lauscht er den Geschichten des Monsters. Doch diese Geschichten verwirren ihn, machen ihn wütend, lassen ihn hoffen und wieder zweifeln. Denn die Märchenstunden mit dem Monster verdrängen nicht die wahren, bösen Albträume. Und ehe sich Conor versieht, sind seine Zusammentreffen mit dem Monster und die Realität miteinander verschmolzen.
Dieses kleine Buch weckte soooo unendlich große, überwältigende Emotionen in mir. Das Schicksal von Conor, der seine Mama nicht gehen lassen kann und will, schnürte mir den Hals zu. Patrick Ness und Siobhan Dowd haben sich mal auf ganz andere Weise mit dem Thema Krankheit und Trauer befasst. Einfühlsam und dennoch durch das Erscheinen des Monsters so brutal ehrlich. Und ich denke, dass ist der Aspekt der mir so nahe ging. Worte zu finden, sind für mich auch Tage nach Beendigung des Buches sehr sehr schwer. So viel kann ich aber sagen: Ich bin unglaublich dankbar, dass Patrick Ness es gewagt hat, das Exposé von Siobhan Dowd zu einem Buch auszuarbeiten. Das hat er einfach fantastisch gemeistert. Es ist auch eine wunderbare Idee, dass dieses Buch für Erwachsene und Kinder erschienen ist. Denn egal ob jung oder alt, es ist doch für niemanden von uns jemals leicht einen geliebten Menschen gehen zu lassen. Wir alle empfinden irgendwann in unserem Leben die gleichen Gefühle wie der kleine Conor. Und ich denke, in einem Buch wie „Sieben Minuten nach Mitternacht“ kann man ein ganz klein wenig Zerstreuung und auch Trost während einer schwierigen Zeit voller Trauer finden.
Abschließend ziehe ich noch meinen imaginären Hut vor dem Illustrator Jim Kay. Düstere, fast erschreckende schwarz/weiß Zeichnungen begleiten die Geschichte und gaben mir als Leser ein faszinierendes Bild von Conor und dem Monster. Ich denke, Jim Kays Idee davon die Atmosphärischen Erzählungen noch stärker hervorzuheben, wurde bemerkenswert gut von ihm umgesetzt.
Das ist ja witzig. Meine beiden letzten Rezensionen waren „Ruht das Licht“ und als neueste „Sieben Minuten nach Mitternacht“. Wie bei dir auch :-) Zufälle gibt’s!
Du hast beide sehr schön geschrieben und deine Meinung teile ich bei beiden Büchern auch!
Ganz liebe Grüsse,
Damaris
Danke sehr, Damaris! Tatsächlich ein witziger Zufall. :D Ich schaue mir mal deine Rezensionen zu dem Buch an.