Rezension zu „Wie viel Leben passt in eine Tüte?“ von Donna Freitas

Kategorie: Rezensionen, Up(to)date | 1 Nestgeflüster

 

Wieviel Leben passt in eine Tüte

Wie viel Leben passt in eine Tüte?

Seiten: 400 (gebundene Ausgabe)

Verlag: Gabriel (Imprint Thienemann Verlag)

Sprache: Deutsch

Übersetzer: Christine Gallus

ISBN: 978-3522303125

Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 – 16 Jahre

 

 

 

Die Autorin…

Donna Freitas wurde in Rhode Island geboren, studierte Spanisch und Philosophie und hat einen Doktortitel in Theologie. Neben ihrer Tätigkeit als Professorin an der Boston University veröffentlichte sie mehrere Sachbücher zum Thema Jugend und Religion und schreibt für bekannte Zeitungen und Magazine, darunter das Wall Street Journal, die Washington Post und Newsweek.
„Wie viel Leben passt in eine Tüte?“ ist ihr erster Jugendroman in deutscher Übersetzung.

 

 

Der Plot…

Sie liebte und hegte das Blumenmeer des Gartens, ihre Lieblingsmusik erfüllte das Haus stets mit Wärme, genau wie die Kreativität und Bastelstunden. Doch Roses Mutter ist fort. Der Krebs nahm ihr die Kraft an ihrem schönen Leben, ihren Kindern und ihrem Mann, festzuhalten. Seit dem Tod der Mutter ist das Haus still, die Blumen werden von dem fremden Jungen Will gepflegt, der Vater ertrinkt seinen Kummer viel zu oft im Alkohol und Roses Bruder ist weit fort am College. So steht die 16-Jährige mit ihrem Kummer und die Trauer alleine da. Die Sehnsucht nach der Mutter ist endlos, der Schmerz an die Erinnerungen groß. Doch Roses Mutter war stets aufmerksam. Und so ist sie nicht gegangen, ohne ihrer Tochter etwas zu hinterlassen. Noch am Tage der Beerdigung findet Rose durch Zufall eine braune Tüte. Es ist ihr persönliches Survival Kit welches sie zurückbringen soll in das Leben. Denn durch den langen Krebskampf der Mutter, drangen Freunde und Spaß weit in den Hintergrund. Aber Rose fühlt sich noch lange nicht dazu bereit, ihre Trauer hinter sich zu lassen. Und sie wüsste auch nicht, wie ihr die Gegenstände im Survival Kit dabei helfen sollten. Beim Pflanzen neuer Pfingstrosen jedoch, bittet sie den scheuen Will um Hilfe. Für Rose ist dies der Beginn eines emotionalen Jahres.

 

 

 

Meiner Ansicht nach…

Ein Buchtitel wie „Wie viel Leben passt in eine Tüte?“ läßt einen unwillkürlich aufhorchen. Autorin Donna Freitas hat sich gleich bei ihrem ersten Jugendbuch an ein ernstes Thema gewagt. Es geht in dieser Geschichte um den Tod eines geliebten Menschen und wie die zurückgelassene Familie ohne ihr wichtigstes Bindeglied auskommen muss.

Im Mittelpunkt steht die 16-jährige Rose. Aus Sicht dieser beschreibt Donna Freitas die verschiedenen Phasen des Trauerns, durch die Rose sich quälen muss. Nach langer, schmerzhafter Krebskrankheit ist ihre Mutter gestorben. Mit ihr ging die Wärme und wurde durch Schmerz im Haus ersetzt. Der Vater ist nicht mehr in der Lage ohne seine Tochter den Tag durchzustehen. Immer öfter ertränkt er seine tiefe Trauer und Sehnsucht nach seiner Frau im Alkohol. Auch Roses Bruder kann seiner Schwester nicht die Last abnehmen, weil er studiert. Von ihrem ehemaligen Cheerleader-Freundinnen hat sich Rose schon längst abgewandt und auch das Verhältnis zu ihrem Freund Chris hat einen Riss erlitten. Nur Krupa, ihre beste Freundin, scheint noch an sie heran zu kommen.

Doch weil eine Mutter ihr Kind am besten kennt, wusste sie auch wo sie vor ihrem Tod am besten das selbst zusammengestellte Survival Kit für Rose platziert. So findet das junge Mädchen diese braune Tüte festgebunden am Lieblingskleid ihrer Mutter. Beim durchforsten der Tüte (Inhalt: ein Brief, ein Foto von Pfingstrosen – die Lieblingsblumen ihrer Mutter -, ein persönlich bespielter iPod, Stifte, eine Kette, Sterne aus Papier und einen Papierdrachen), kommen die sowieso schon starken Emotionen noch intensiver in Rose hoch. Sie fühlt sich nicht bereit, einfach nicht stark genug um sich auf dieses Abenteuer einzulassen.

Rose schafft es zunächst lediglich mit Hilfe des jungen Will Doninger – der die Blumen im Garten der Mutter einfühlsam hegt und pflegt – darum zu bitten, mit ihr Pfingstrosen zu pflanzen. Durch dieses Vorhaben erwacht seltsamerweise in ihr der Wunsch mehr über den stillen, geheimnisvollen Will zu erfahren. Denn Rose weiß, dass auch er jemanden verloren hat. Ist es vielleicht diese Gemeinsamkeit, weshalb ihre Gedanken immer öfter zu Will gleiten und weshalb sie nun länger den Blick auf den Garten haften läßt als früher? Oder steckt dahinter mehr?

Sehr einfühlsam umschreibt Donna Freitas in ihrem Jugendbuch Debüt das traurige Schicksal ihrer Protagonistin Rose. Oft litt ich mit Rose mit und oftmals verwirrte mich Roses Handeln, welches aus ihrem Gefühlszustand her rührte. Es fiel mir demnach manchmal schwer, sie zu mögen. Sie gab mir das Gefühl, dass sie ihre Trauer als permanente Entschuldigung dafür nahm, Menschen wie ihren Freund zu verletzen. Rose erkannte in ihrer Trauer, dass ihr altes Leben und die Menschen darin, sie nicht mehr so sehr interessierte.

Gefallen hat mir Will Doninger. Ein junger Mann, der selbst nach dem Tod seines Vaters eine Veränderung durchgemacht hat. Wie stark erfuhr ich gemeinsam mit Rose im Laufe der Geschichte. Die Beziehung zwischen Rose und Will ist wundervoll umschrieben. Dennoch trat dadurch die eigentliche Thematik – nämlich Roses Survival Kit Mission – eine Weile in den Hintergrund. Ich schließe daraus aber, dass Rose noch bei weitem nicht so gut über dem Berg war, wie sie vorgab.

Mir gefiel sehr gut, dass durch Roses Erinnerungen vor dem Tod ihrer Mutter noch etwas von dem alten Leben, und dem Verhältnis der Familie an den Leser übermittelt wurde. Das hat der Gechichte viel Wärme verliehen.

 

 

Tacheles…

Mit „Wie viel Leben passt in eine Tüte?“ ist Donna Freitas eine herzzerreissende Geschichte um eine entzweite Familie gelungen. In diesem Debüt wird das Thema Trauerbewältigung auf sehr authentische Weise wiedergegeben. Kleine Makel konnten meine Begeisterung für dieses Buch nur gering schmälern. So hätte ich gerne die Hintergründe für das >Vermächtnis< der Mutter intensiver umschrieben gehabt. Dennoch ist der Roman eine rührende Hommage an die Familie, Liebe, den Tod und das Leben. Was diese Geschichte zu einer schönen Erinnerung macht, ist die Intensität und die Charaktere. Und es zeigt das jeder Abschied, so sehr er auch wehtun mag, ein Wunder mit sich bringen kann.

 

 

    

 

 

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    1 Nestgeflüster zu “Rezension zu „Wie viel Leben passt in eine Tüte?“ von Donna Freitas”

    1. Rishu am 6. September 2012 um 21:40 Uhr

      Danke für die Verlinkung :D
      Jetzt gibts ja doch ein Bild, das dem Cover mal mehr gerecht wird als diese komische weiße Version. Das sieht echt so toll aus

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