Im Rahmen unserer Gedruckte Seiten & Bewegte Bilder Challenge nehmen Anja und ich aktuelle Buchverfilmungen unter die Lupe, lesen aber vorher auch die gedruckte Vorlage. Während Anja das Buch „Ein ganzes halbes Jahr“ von Jojo Moyes bereits vor geraumer Zeit gelesen hat, sollte für mich zwischen dem Kinogang und beenden des Buches nur zwei Tage vergehen. Die Eindrücke waren daher bei mir noch besonders frisch und es wurde im Kinosessel, zu meiner Überraschung, doch recht emotional. Aber wie stark war die Leistung von Emilia Clarke als Lou und Sam Claflin als Will Traynor tatsächlich?
Handlung…
Louisa Clark, die von allen nur Lou genannt wird, ist eine quirlige junge Dame, die viel Lebensfreude versprüht. Nachdem ihr der Job in einem Café gekündigt wird, muss sie auf Drängen ihrer Familie zum Jobcenter. Ohne viele Qualifikationen im Gepäck findet sie dort jedoch eine Anzeige des querschnittsgelähmten Will Traynor. Dieser verlor zwei Jahre zuvor bei einem Unfall die Fähigkeit zu Laufen und schließlich auch die Freude am Leben. Auf dem pompösen Anwesen der Traynors macht sie nun Bekanntschaft mit ihren Pflegefall in spe und kann durch ihre lebensbejahende Art schnell seine Eltern von sich überzeugen. Sie erhält die Anstellung. Während dieser ihr anfangs noch kühl und distanziert gegenüber steht, kann er sich schnell an ihrer positiven Art erfreuen und die beiden lernen einander immer besser kennen. Obwohl die Lebensansichten der beiden unterschiedlicher nicht sein können, verlieben sie sich im Laufe der Zeit ineinander. Doch das Schicksal hat andere Pläne für Lou und Will.
Gegenüberstellung…
Unfassbare vier Jahre sollte es dauern, bis ich endlich die englische Buchvorlage »Me before you« lesen würde. Es war der Hype, der mich definitiv „abschreckte“, denn damals las es in meinem Umkreis wirklich jeder. Doch bevor es mit Anja in die Verfilmung gehen sollte, musste ich mich an das Buch von Jojo Moyes wagen.
Die Überraschung während des Lesens war groß, denn entgegen meiner Erwartungen, las sich das Buch nicht wie eine schnulzige Liebesgeschichte. Von Kitsch war keine Spur. In Jojo Moyes‘ viel beachtetem Werk treffen zwei völlig verschiedene Menschen aufeinander, die zunächst miteinander auskommen müssen und diesen Umstand sehr ungern annehmen.
Aus dieser Situation entwickelt sich in sehr langsamen Schritten Vertrauen und eine Freundschaft, die mir das Herz zerriss.
Lou ist ein Wirbelsturm voller Leben und Fröhlichkeit, die ihren bisherigen Job als Kellnerin mit tiefer Überzeugung gemacht hat. Will ist zwei Jahre nach einem tragischen Unfall nur noch ein Schatten seines ehemaligen Selbst. Sein Körper, einst gestählt von Sport und Energie, hört längst nicht mehr auf ihn und er spürt seinen Lebenswillen immer mehr schwinden.
Daher war es eine tiefe Achterbahn der Gefühle diese beiden Figuren sich einander nähern zu sehen. Lou, die zu keinem Zeitpunkt aufhört für Will zu kämpfen. Ich selbst konnte dies sehr gut nachempfinden. Aber auch Wills Schmerz anderen beim Weiterleben zuzusehen, während er immer mehr verschwindet, ist nur zu gut zu verstehen.
Wann und ob jemand über Tod und Leben zu entscheiden hat, ist immer heikel. Die Thematik bringt zwangsläufig Gesprächsstoff und erhitzte Gemüter mit sich. Mit viel Fingerspitzengefühl wurde dieser Aspekt von Jojo Moyes aufgegriffen.
Lou Clark und Will Traynor sind auf ihre eigene Weise willensstark und verbohrt. Sie haben verschiedene Ziele, jedoch vereint sie eine Chemie, die ich sehr mochte.
Diese Anziehungskraft auf der großen Leinwand zu übermitteln, stellte ich mir nach tränenreichem beenden des Buches, nicht einfach vor. Gerade mal zwei Tage vor dem Besuch im Kino hatte ich das Buch beendet. Die Eindrücke und Gefühle waren noch unheimlich frisch.
In den Hauptrollen der Buchverfilmung wurden Emilia Clark, berühmt geworden als Daenerys Targaryen aus der Hit-Serie »Game of Thrones«, und Sam Claflin (»The Hunger Games«, »Love, Rosie«) besetzt.
Kritisch beäugt wurde sicherlich am meisten Emilia Clarke, denn die Rolle der Lou unterscheidet sich in jeder nur erdenklichen Form von ihrer großen Rolle in GoT. Für mich persönlich entpuppte sich die junge Schauspielerin jedoch als absoluter Schatz in dieser Adaption. Wenngleich ihr Gesicht bzw. die Augenbrauen so manches Mal ein beängstigendes Eigenleben entwickelten, traf Regisseurin Thea Sharrock mit der Wahl ins Schwarze.
Auch Sam Claflin spielte einmal mehr mit viel Tiefe, Charakterstärke und Charisma. Eine Figur mit derart großer Behinderung zu spielen, war – laut Claflin – eine riesen Herausforderung und Anstrengung. Sam Claflin verkörperte meiner Meinung nach, die Figur glaubwürdig und zollte ihr den entsprechenden Respekt.
Das Jojo Moyes gemeinsam mit Scott Neustadter und Michael H. Weber am Drehbuch schrieb, war definitiv ein Gewinn. Bei den Passagen konnte ich sogar mitreden, da sie mir aus dem Buch noch so vertraut waren. Auch gewisse Szenen, die mich schon während des Lesens völlig fertig machten, wühlten mich im Kinosessel sehr auf. Die Tränen wollten, selbst beim Abspann, gar nicht mehr aufhören zu fließen.
Wichtig ist es, zu erwähnen, dass es auch kleine Änderungen zur Buchvorlage im Film gibt. Sie sind nicht ausschlaggebend für die Gesamtstimmung und bringen keine Wende, fallen jedoch auf.
Tacheles…
Entgegen kritischer Stimmen, empfinde ich nichts außer große Begeisterung für diese gefühlvolle Buchverfilmung zum mega Beststeller »Ein ganzes halbes Jahr«. Die Figuren überzeugten mich durch Tiefe und Leidenschaft. Der heiklen Thematik wurde sich, sowohl im Buch als auch Film, mit entsprechender Sensibilität und Vorsicht angenommen. Und die Darstellungen von Emilia Clarke und Sam Claflin rührten mich nicht weniger auf der großen Leinwand. Eine Geschichte, die noch lange in Erinnerung bleibt. Und ein Film, den ich mir ganz sicher nicht zum letzten Mal angesehen habe!
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Hallo,
erstmal, wirklich ein tolles Resümee und eine sehr schöne Zusammenfassung :)
Ich hab vor drei Wochen das Buch (auf Drängen meiner Freundin) gelesen und war absolut hin und weg. So geheult hab ich das letzte Mal bei Lori Nelson-Spielman beziehungsweise John Green.
Und eben weil ich das Buch so toll fand, hab ich jetzt etwas Angst vor dem Film. Oder eher hatte, da du mir einiges meiner Angst gerade genommen hast (danke dafür ;D). An die Fortsetzung traue ich mich jedoch nach wie vor nicht ran. Wie gehts dir denn damit so?
Liebe Grüße
Smarty
Liebe Smarty,
an die Fortsetzung habe ich mich bisher auch nicht gewagt. Muss auch erstmal nicht sein. ;)
Den Film zu „Me before you“ kannst du aber bedenkenlos schauen. Ist wirklich sehr gelungen und Tränen gibt es da sicherlich auch.
LG
Liebe Sandy,
ich war auch sehr positiv von diesem Film überrascht, eigentlich wollte ich nicht ins Kino gehen und ihn anschauen, zu groß war die Angst enttäuscht zu werden, da ich das Buch geliebt habe. Aber die Beste kennt keine Gnade und hat mich da mit rein geschleift. Und dann war ich echt begeistert und platt. So toll gemacht und so nah am Film dran wie du sagst :)
Liebe Grüße
Corinna
Schön, dass dich der Film auch überzeugen konnte.
Das Gefühl beim lesen wurde auch im Kino sehr gut übermittelt. Das ist mir auch immer wichtig. :)
Liebe Grüße
Sandy