[Review mal anders] „Daniel is different“ von Wesley King

Kategorie: Rezensionen, Up(to)date | 5 Nestgeflüster

 

Autor: Wesley King / Übersetzung: Claudia Max / 304 Seiten / Hardcover / Verlag: Magellan / OT: OCDaniel / erhältlich bei: Bücher.de, mayersche.de

 

Der Plot…

Bloß nicht auffallen! Nach dieser Devise lebt Daniel, der einfach nur ein ganz normaler Dreizehnjähriger sein will. Deswegen hofft er die meiste Zeit, dass niemand seine komischen Angewohnheiten bemerkt – schon gar nicht sein bester Freund Max oder seine Traumfrau Raya. Doch als er plötzlich eine mysteriöse Nachricht erhält, wird sein Leben zu einem richtigen Krimi. Und auf einmal ist es gar nicht mehr so leicht, nicht aufzufallen …

 

Mein Resumé…

Jugendbücher bei denen man selbst als ‚älteres Semester‘ noch etwas für sich mitnehmen kann, interessieren mich immer. So wurde ich natürlich beim Wesley Kings »Daniel is different« hellhörig. King greift in seinem neuen Werk durch den 13-jährigen Daniel das Thema Obsessive Zwangsstörung auf, verknüpft den Plot aber auch mit alltäglichen Sorgen eines Jugendlichen sehr gekonnt. So ist zwar die Krankheit ein wichtiger Aspekt, aber die Hauptfigur wird nicht nur durch diese definiert. Das gefiel mir sehr.

Daniel ist eine Figur, mit der ich sofort sympathisierte. Er ist ein sehr intelligenter Junge, der eine große Leidenschaft für das Schreiben hegt. Mit seinem Humor holte er mich sofort ab. Und wie so viele Nerds, hat auch er es nicht so mit Sport. Allerdings möchte Daniel seine Freundschaft mit seinem besten Freund Max nicht gefährden und ist als Ersatzkicker im Schul-Football-Team.
Zu Beginn ist Daniel sich überhaupt nicht darüber im Klaren, dass seine Ticks bzw. „Zaps“ Teil einer Zwangsstörung ist. Er denkt schlichtweg, dass er verrückt ist. Aus Angst seinen besten Freund zu verlieren, seinen Schwarm zu vergraulen und seine Eltern zu enttäuschen, verschweigt er jedem, wie sehr die Zwangsstörung seinen Alltag zunehmend bestimmt.
Mir tat es in der Seele weh, zu sehen, dass Daniel meinte damit allein klarkommen zu müssen. Der Autor beschrieb insbesondere die „Rituale“ seines jungen Protagonisten sehr beklemmend. Als Leser merkt man durch diesen tiefen Einblick, wie Ernst man derartige Zwangsstörungen nehmen muss. Sich vorzustellen, dass Menschen derartiges täglich durchleben müssen, löst in mir großes Mitgefühl aus. Wesley King selbst litt in der Teenagerzeit an OCD und konnte in diesem Buch daher viele persönliche Erfahrungen einfließen lassen.

Ausgerechnet die stumme Sara – genannt Psycho-Sara – aus der Schule, stößt ihn auf den wahren Kern seiner persönlichen Probleme. Bei ihr muss er sich nicht verstecken. Mit Sara wurde ich zugegeben erst etwas später warm. Sie ist recht schroff und geht sehr unverhohlen auf Daniel mit einem sehr familiären Problem zu. Sie denkt nämlich, dass ihr Vater vom neuen Freund ihrer Mutter umgebracht wurde. Aber in Daniel sieht sie auch ein „Sternenkind“ – bzw. Verbündeten.

Wie zuvor schon erwähnt, dominiert die Krankheit zwar zeitweise Daniels Alltag, aber legt sich nicht zu schwer über den Gesamtverlauf. Man merkt jedoch, dass bei ihm die Zwangsstörung besonders durch Stress hervorgerufen wird. Daniel nimmt auch das Schreiben als abendliche Beschäftigung um runter zu kommen, oder um sich mental auf sein „Programm“ vor dem zu Schlafen gehen vorzubereiten. Je länger er schreibt, umso entspannter ist er und braucht dann nicht so lange. Auszüge seiner Schreibkreativität wurden kursiv in die Kapitel eingeflochten.

Das Ende wurde recht offen gelassen, was jedoch irgendwie passt. Allerdings fehlten mir zwischenzeitlich ein bisschen mehr Pepp. Gerne hätte ich noch mehr Vater-/Sohn Situationen und der Versuch einiger Aufklärungen gesehen. In Gänze schreibt der Autor aber sehr flüssig und mitfühlend.

 

Im Großen und Ganzen…

Kings hat mit Daniel eine wundervolle Figur gezeichnet, dessen Schicksal mir nahe ging. Speziell durch Daniels abendliches „Programm“, gewährt der Autor einen erschreckenden Einblick in die Welt der Zwangsstörungen und Panikattacken. »Daniel is different« ist eine aufwühlende rührende Geschichte, deren Ende gewollt offen geblieben ist. Dadurch wirkt das große Ganze sehr realistisch, allerdings auch etwas unvollendet. Nichtsdestotrotz ist Wesley Kings Jugendbuch ein wichtiges Buch über eine missverstandene Krankheit.

 

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    5 Nestgeflüster zu “[Review mal anders] „Daniel is different“ von Wesley King”

    1. Nanni am 11. März 2017 um 08:56 Uhr

      Liebe Sandy,
      hach, das Buch hat mir eine gute Freundin neulich schon empfohlen und jetzt schreibst du auch so schön darüber… Es muss wohl auf die Wunschliste.
      Liebe Grüße
      Nanni

    2. privatkino am 7. März 2017 um 08:24 Uhr

      Dieses Buch habe ich mir letztens gekauft – trotz Unsicherheiten, weil, könnte richtig gut sein, aber auch irgendwie total blöd.
      Jetzt weiß ich allerdings, dass ich mich auf die Geschichte freuen kann. Klasse Rezension – vielen lieben Dank!

      • Sandy am 8. März 2017 um 09:51 Uhr

        Das freut mich sehr!
        Daniels Geschichte ist halt nicht runtergezwungen auf das Thema Zwangsstörungen. Man bekommt ganz viel von seiner Persönlichkeit mit. Und durch seinen Humor wirkt, trotz einiger Situationen, nicht alles so schwer auf den Leser.
        LG

    3. Rabea am 7. März 2017 um 01:05 Uhr

      Huhu,

      danke für die schöne Rezi. Ich hätte das Buch sonst vielleicht in die Hand genommen, es aber nicht lange in Betracht gezogen. Aber dadurch, dass du meintest, dass wirklich authentisch über die „Zaps“ gesprochen wird, ist es gleich auf meinen „Kaufen?“-Stapel gewandert (hach, wenn man doch alles kaufen könnte).

      • Sandy am 8. März 2017 um 09:49 Uhr

        Dankeschön für deine netten Worte, Rabea!
        Schön, dass dich das Buch nun mehr interessiert.

        Liebe Grüße und eine schöne Woche,
        Sandy

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