Hörbuchrezension | „Ende in Sicht“ von Ronja von Rönne

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Autorin: Ronja von Rönne / Sprecher: Ronja von Rönne / Sprache: Deutsch / Spielzeit: 6 Std. 3 Min. / Verlag: USM audio /
Print erschienen bei: dtv Verlag / gehört mit: BookBeat

 

TW: Depression, Suizid

 

Der Plot…

Hella, 69, will sterben. In der Schweiz, in einem Krankenhaus. Diese letzte Fahrt wird ihr alter Passat schon noch schaffen. Doch kaum auf der Autobahn, fällt etwas Schweres auf die Motorhaube ihres Wagens: Juli, 15, wollte sich von der Brücke in den Tod stürzen. Jetzt ist sie nur leicht verletzt – und steigt zu Hella ins Auto.
Zwei Frauen mit dem Wunsch zu sterben – doch wollen sie das zusammen auch noch?

 

 

Erlauschte Eindrücke…

Schaue ich mir einige Meinungen im Netz an, ist klar: ENDE IN SICHT ist nicht nur wegen der Thematik kein unproblematisches Buch. Es polarisiert und es wird kritisiert wie die Autorin Ronja von Rönne mit ihren Figuren vorgeht. Dass sie zu unnahbar sind. Dass die Handlung nicht rührselig genug ist und zu wenig Aufklärung herrscht. Es wird sogar hinterfragt, ob sich Ronja wirklich klar ist, was eine Depression ist. Randnotiz: Die Autorin weiß leider ganz sicher, wie es sich mit dieser Krankheit lebt.
Nicht wenigen Lesern fehlte die Ernsthaftigkeit und Tiefe in von Rönnes zweitem Roman. Und das verstehe ich…teilweise. Mir ging es manchmal auch so und dann wiederum haute mich die Schreibe fast um. Ganz ohne immer wieder große dramatische Szenen geliefert zu bekommen. Es kam ganz leise und unvorbereitet, und lies mich schwer schlucken. Der Autorin dabei zuzuhören, wie sie Hellas und Julis Weg schilderte, gab mir womöglich auch einen differenzierteren Blick als wie das Buch zu lesen. Ich spürte, dass neben den frotzeligen fast erheiternden Gedanken und Dialogen, auch tiefer Zwiespalt und die Ausweglosigkeit liegen. Hier begegnen sich zwei Menschen, die nicht nur ein großer Altersunterschied trennt sondern auch die Beweggründe ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Ich sah zu keinem Zeitpunkt die Begegnung von Hella und Juli als den Beginn eines „erheiternden“ Roadtrips. Dieser Trip ist holprig und voller Schlaglöcher. Julis gesundheitlicher Zustand ist alarmierend und genau das hat die Autorin sehr wohl immer wieder transportiert. Hella ist nicht nur gescheitert, sie ist vor allem eine Überlebenskünstlerin.

Das Ende ist offen gehalten, traf mich in seiner rohen Unvollkommenheit dennoch sehr. Und ich erwische mich selbst jetzt, länger nach dem Beenden des Buches, wie ich immer wieder an beide Figuren denke.

 

Tacheles…

ENDE IN SICHT ist kein unproblematisches Buch, es polarisiert. Es ist nicht rund und perfekt, und hat nicht den rührseligen Schischi. Ein Gefühl sagt mir jedoch, dass dies nicht von Ronja von Rönne beabsichtigt war. Es kommt nicht immer jemand mit der Lösung und Frustkuchen um die Ecke (hilft bei Depressionen übrigens auch nicht). Menschen wollen ihrem Leben entfliehen, wenn es für sie nicht mehr geht. Mit aller Macht. Andere finden die Kraft und Hilfe für ein bisschen mehr Licht. Und DAS hat die Autorin eindringlich transportiert.

 


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