Rezension | „Leuchtfeuer“ von Dani Shapiro

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Autorin: Dani Shapiro / 288 Seiten / Übersetzung: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann / Hardcover mit Schutzumschlag / Verlag: Hanserblau im Hanser Verlag / auch erhältlich bei: geniallokal.de

 

 

Der Plot…

Eine Sommernacht 1985: In einem Vorort von New York steigen drei betrunkene Teenager in ein Auto – und nichts ist mehr wie zuvor.

Die Geschwister Sarah und Theo zerbrechen fast an der Last des Geheimnisses, das sie seitdem teilen, und selbst 20 Jahre später bestimmt es ihr Leben. Auch ihr Vater Ben, ein pensionierter Arzt, hadert mit seiner Rolle in jener denkwürdigen Nacht. Doch als Bens Begegnung mit dem zehnjährigen Nachbarsjungen Waldo eine Kette von Ereignissen in Gang setzt, droht das Geheimnis zu platzen und ihrer aller Leben in ungeahnte Bahnen zu lenken.

 

„Die Sterne schienen nicht mehr fern und unnachgiebig, sondern wirkten eher wie Leuchtfeuer in der Dunkelheit, geheimnisvolle Reisegefährten, die einen Weg erhellen.“
Seite 165

 

 

Mein Resumé…

LEUCHTFEUER ist nicht der erste Roman von Dani Shapiro. Die Autorin ist in ihrer Heimat geschätzt für ihre Memoirs. Ihr Stil ist ungemein intim. So fühlte ich mich, als ob ich den Erlebnissen und Geschichten der Figuren lauschte, während ich mit ihnen gemütlich am Küchentisch sitze. Doch es sind keine Wohlfühlgeschichten. LEUCHTFEUER ist introspektiv und es haftet dem Roman eine unsagbare Melancholie an. Wen wundert es, denn die Geschichte umschließt Themen wie Familienliebe, Trauer, Schuld, Traumata ummantelt zu schwerwiegenden Geheimnissen. Dani Shapiro zeigt in ihrer Erzählung auf, wieviel Schaden die Wahrheit anrichtet und wieviel Leid aber auch Geheimnisse mit sich bringen.

Die Autorin verzichtet auf eine chronologische Erzählung und entführt den Leser stattdessen in vergangene und gegenwärtige Jahrzehnte: 1970, 1999, 2014, 1985, 2010, 2020. Wir sehen die Zukunft dieser Familien, bevor wir ihre Vergangenheit verstehen, und wenn wir sie erst einmal kennen, erleben wir darin ihre Gegenwart, allwissend und vorausschauend. Shapiro gleicht Handlung und Geschichte aus, wie es ein Handwerkslehrer tun sollte: Der eine ist da, um den anderen in einem gemächlichen, aber unermüdlichen Tempo voranzutreiben.

Und obwohl sich mir keine großen Überraschungen und Wendungen boten, so war ich vollends gebannt von den Figuren. Ben, Theo und Waldo schlichen sich in mein Herz. Die Autorin hat die Zerbrechlichkeit eines Moments und die Endlichkeit des Lebens so schmerzhaft real erfasst.

Das Leben hat nicht immer Lösungen parat. Es ist sehr viel öfter eben auch ein Kampf, den man mitunter verliert. Zeit heilt nicht immer alle Wunden, vor allem wenn sie mit so tiefem Schuld- und Schamgefühl behaftet sind.

 

 

 

Tacheles…

Dieser Roman ist sehr leise, ohne große Überraschungen und Wendungen. LEUCHTFEUER ist nicht perfekt, aber Dani Shapiros Schreibe ist zauberhaft und schmerzlich zugleich, und fängt somit die Leidenswege zweier Familien perfekt ein.

 

 


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