[Review mal anders] Angezwitschert – „Loyalitäten“ von Delphine de Vigan

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Manchmal fehlen einem, selbst bei tollen Büchern, genügend Worte für eine umfassende Rezension. Diese Romane finden in meiner Unterkategorie >[Review mal anders] Angezwitschert…< doch noch ihren Platz.

 

LOYALITÄTEN | Autorin: Delphine de Vigan | Übersetzung: Doris Heinemann | Originaltitel: Les Loyautés | Seiten: 176 | Genre: Roman Erwachsene | EVT: 13.09.2018 | Sprache: Deutsch | Erschienen bei: Dumont Verlag | Wertung: 4,75*

 

Inhalt…

Der 12-jährige Théo ist ein stiller, aber guter Schüler. Dennoch glaubt seine Lehrerin Hélène besorgniserregende Veränderungen an ihm festzustellen. Doch keiner will das hören. Théos Eltern sind geschieden und mit sich selbst beschäftigt. Der Junge funktioniert und kümmert sich um die unglückliche Mutter und den vereinsamten Vater. Um ihren Sohn müssen sie sich keine Sorgen machen. Doch Théo trinkt heimlich, und nur sein Freund Mathis weiß davon. Der Alkohol wärmt und schützt ihn vor der Welt. Eines Tages wird ihn der Alkohol ganz aufsaugen, das weiß Théo. Doch wer sollte ihm helfen? Hélène, seine Lehrerin, würde es tun, wie aber soll das gehen, ohne dass er die Eltern verrät? Mathis beobachtet das alles voller Angst. Zu gerne würde er sich seiner Mutter anvertrauen, allerdings ist Théo sein einziger Freund. Und einen Freund verrät man nicht…

 

Im Großen und Ganzen?!

Ein buchstäblicher Spontan-read; das ist LOYALITÄTEN für mich gewesen. Auf der Buchmesse wurde es mir als absolute Lieblingslektüre von meinem Kontakt bei Dumont empfohlen und mit den Worten „Wenn du nicht nach spätestens zwanzig Seiten gefesselt bist, weiß ich auch nicht mehr…“, in die Hand gedrückt. Und weil das Buch so wunderbar dünn ist, begann ich am gleichen Tag auf der Rückreise im Zug zu lesen.
Nach zwei Stunden klappte ich den Buchdeckel von hinten zu. Das Herz tat mir unsagbar weh und ich war wortwörtlich atemlos. Dieses zarte Buch ist nichts für zwischendurch und dennoch sollte man sich unbedingt darin fallen lassen. Kaum Luft geholt habe ich, während ich die beklemmende Geschichte von Théo las. Im Perspektivenwechsel schlittert man gemeinsam mit dem kleinen Jungen langsam, aber ziemlich zielgerecht auf den Abgrund zu.

De Vigan schreibt süffig und mit einer solchen Intensität, dass sich einem der Magen kontinuierlich zusammenzieht. Das Ende lässt den Leser vollkommen aufgelöst zurück. Sehr lange bleiben die Figuren und ihre Welt gedanklich beim Leser.

Eine überaus aufwühlende Lektüre über die Komplexität von Familie und Freundschaft sowie den Lügen, die wir anderen und uns selbst zum Schutz erzählen. Absolut uneingeschränkte Empfehlung!

 


*Leseexemplar – Dieses Buch wurde mir vom Verlag gegen den Austausch einer unabhängigen Beurteilung zur Verfügung gestellt. Für dieses Vertrauen bedanke ich mich sehr. Die Rezension spiegelt meine freie Meinung wieder. Links wurden von mir unentgeltlich/unbeauftragt gesetzt. Für die Inhalte der verlinkten Seiten übernehme ich keine Haftung

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