Rezension | „Hard Land“ von Benedict Wells

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Autor: Benedict Wells / 352 Seiten / Hardcover Leinen / Verlag: Diogenes / Website: Hard-land.de / erhältlich bei: geniallokal.deThalia.de

 

Die Klappe…

Missouri, 1985: Um vor den Problemen zu Hause zu fliehen, nimmt der fünfzehnjährige Sam einen Ferienjob in einem alten Kino an. Und einen magischen Sommer lang ist alles auf den Kopf gestellt. Er findet Freunde, verliebt sich und entdeckt die Geheimnisse seiner Heimatstadt. Zum ersten Mal ist er kein unscheinbarer Außenseiter mehr. Bis etwas passiert, das ihn zwingt, erwachsen zu werden.

Eine Hommage an 80’s Coming-of-Age-Filme wie ›The Breakfast Club‹ und ›Stand By Me‹ – die Geschichte eines Sommers, den man nie mehr vergisst.

 

 

Mein Resumé…

Mich haben der Werdegang und der Autor als solcher zwar immer fasziniert, gelesen bzw. gehört habe ich aber nur seinen letzten Roman („Vom Ende der Einsamkeit“) – welcher mich leider nicht so abholen konnte.
HARD LAND stand daher nicht ganz weit oben auf meiner Muss-ich-lesen-Liste. Doch dann packte es mich doch. Zu neugierig wurde ich, als ich hörte, dass sich Wells bei seinem neuen Buch stark von seiner Liebe zu 80er Jahre Kultfilmen inspirieren ließ. Etwas, das wir definitiv teilen. Also begann ich zu lesen und ahnte bereits nach wenigen Seiten, dass dies mein Buch werden könnte.

Als Kind der 80er fühlte ich mich binnen weniger Sätze in Sams Welt ein. Mit Sam hat Benedict Wells eine Figur geschaffen, bei der man als Leser unweigerlich Empathie entwickelt. Der Außenseiter, der sich so viel mehr für sein Leben wünscht als ihm der kleine Ort Grady jemals bieten könnte. Ein Junge der, wie so viele Teenager, mit sich hadert und eigentlich nicht so recht weiß wohin mit sich und seinen Gefühlen. Im Sommer des Jahres 1985 weiß er jedoch, dass es so nicht weitergehen kann. Sam sehnt sich schmerzlich nach Freunden und Kontakte, die sich nicht nur auf Gespräche mit seiner schwerkranken Mutter beschränken. Um nicht den Sommer bei seinen unliebsamen Cousins verbringen zu müssen, nimmt er all seinen Mut zusammen und stellt sich für einen Job im Kino vor. Zu seiner Überraschung bekommt er ihn. Auch die drei coolen Kids die dort immer rumlungern, nehmen sich ihm Stück für Stück an. Sam fühlt sich endlich als Teil von etwas. Unter ihnen ist auch das Mädchen Kirstie, in das er sich hoffnungslos verliebt.

 

“Ich sah zu, wie sie auf ihren Rollschuhen die nächtliche Straße hinabfuhr, und als sie schon lange verschwunden war, saß ich noch immer auf der Bank und flüsterte zu mir selbst: „Kirstie.“
Es war nur ein Wort, aber ich hatte noch nie so viel gesagt.”

 

Oft dachte ich während des Lesens an meine eigene Clique damals und was für ein schönes letztes Jahr wir hatten, bevor wir uns verstreuten.

“Freundschaften in der Schule sind wie Freundschaften im Knast: Man weiß erst draußen im richtigen Leben, was sie wert sind.”

 

Für Sam wird es ein heißer sehnsuchtsvoller Sommer mit vielen emotionalen Höhen. Und dann folgt das große Tief. Zwischen Freundschaft und der ersten richtigen Verliebtheit, schwebt die Krankheit seiner Mutter immer wie Damoklesschwert über seinem Kopf.

 

“Der Tod ist ein Sammler“, sagte sie leise, sonst sagte sie nichts.”

 

Unheimlich gelungen ist, wie real Sam, seine Eltern und der Ort Grady für mich wurden. Ich spürte die flimmernde Hitze des Sommers auf meiner Haut, während Sam durch den Wald joggte. Auch der Moment an dem Sams Mutter geht, fühlte sich so privat an, dass es mich fröstelte. Wells nimmt sich Zeit, schreibt ausschweifend, sensibel und verträumt. Benedict Wells legte ein unwahrscheinliches Feingefühl in die Figurenformung. Er führt Sam behutsam sowie schonungslos durch die Handlung. Das Tempo könnte, und wird sicherlich auch bei dem einen oder anderen Leser, für gedämpfte Begeisterung sorgen. Mir gefiel es zunehmend gut, denn ich wollte Sam nicht so früh wieder gehen lassen. Ich wollte mein Buch weiterhin mit Post-its an Lieblingsstellen zupflastern. Es gibt unzählige Passagen, in denen die Worte des Autors genau ins Schwarze treffen.

 

“Du wirst zurückkehren zu diesen Jahren, doch betreten wirst du sie nie mehr …
Jugend ist der Ort, den du verlassen hast.”

 

 

Tacheles…

HARD LAND ist eine unfassbar rührselige Geschichte die auch lange nach dem Schließen des Buches in Erinnerung bleibt. Die Atmosphäre, die Figuren und diese Zeit in der sich alles nach »viel mehr« anfühlte, hinterlassen ein Gefühl von Wehmut. Und so hat Benedict Wells sich nun doch in mein Herz geschrieben.

 

 


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