Rezension | „Heimweh“ von Graham Norton

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Autor: Graham Norton / Übersetzung: Silke Jellinghaus, Katharina Naumann  / 384 Seiten / Hardcover / Verlag: Kindler/Rowohlt / erhältlich bei: geniallokal.de, Thalia.de

 

Die Klappe…

Ein Sommertag Ende der Achtziger, sechs junge Leute fahren ans Meer. Auf dem Rückweg geschieht ein schrecklicher Unfall: Es sterben ein junges Paar, das am nächsten Tag hätte heiraten sollen, und eine Brautjungfer; die andere überlebt schwer verletzt. Kaum verletzt dagegen sind Martin, der Arztsohn, und Connor, der eigentlich nicht zur Clique gehörte…und der am Steuer saß.

Der ganze Ort Mullinmore ist wie gelähmt. Nach dem Prozess wird Connor von seiner Familie nach England geschickt. Niemand weiß, dass er noch vor etwas ganz anderem flieht. Bald bricht er den Kontakt zu den Eltern ab. Connors Schwester wird derweil von Martin umworben. Die beiden heiraten, doch die Ehe wird für Ellen ein Unglück.

Zwanzig Jahre später betritt ein Gast eine Bar in New York. Er versteht sich sofort gut mit dem jungen Barkeeper. Dann stellen sie fest, was sie verbindet. Und jenseits des Atlantiks, in einem kleinen Ort im County Cork, löst dies eine dramatische Kette von Ereignissen aus.

 

Mein Resumé…

HEIMWEH ist mittlerweile der dritte Roman des angesehenen Moderators Graham Norton. Mit seiner gleichnamigen Talkshow hat er wöchentlich das Who is who der größten Weltprominenz auf der roten Couch sitzen, und entlockt Stars wie Lady Gaga, Al Pacino, Emma Thompson, Adele oder Ryan Gosling peinlich amüsante Schnitzer. Alle wollen zu Graham Norton, weil er so ein charmanter und urkomischer Gastgeber ist. Doch was viele nicht wissen: längst ist er auch als Autor etabliert.
Für mich war HEIMWEH der erste Roman – kurz darauf lieh ich mir übrigens „Eine irische Familiengeschichte“ – und ich wurde absolut überzeugt.

Graham Norton nimmt sich besonders intensiv seinen Figuren an. Er betüdelt sie auf rührende Art, behält ihre Geheimnisse lange für sich und ruiniert manchmal sogar ihr Leben mit nur einem Wisch. Norton beherrscht das Schreibhandwerk absolut und ich als Leser spürte es auf jeder Seite von HEIMWEH. Ein berührender und erschütternder Roman, welcher sich über zwei Dekaden streckt und den Leser in die irische Kleinstadt Mullinmore entführt. Ein Ort voller Klatsch und spießbürgerlich Ansichten, wo auch religiöser Glaube tief verwurzelt ist. Bereits auf den ersten Seiten treffen wir nicht nur eine Menge Figuren, sondern werden Zeuge eines schrecklichen Unfalls, welcher unfassbares Leid in das Leben dieser Menschen bzw. ihren Hinterbliebenen bringen wird.

Was mir sehr gut gefallen hat, war das auch gefühlt ein Stück von Graham Norton selbst in der Buchfigur Connor eingeflossen ist. Er vermittelt einem das Gefühl, wie es für einen jungen homosexuellen Mann gewesen sein muss, in den 80er Jahren in einer irischen Kleinstadt zu leben.
Ein innerer Kampf, die Scham und die unfassbare große Schuld machen Connor so sehr zu schaffen, dass er sich von seinen Eltern anstandslos wegschicken lässt – „um woanders neu anzufangen“. Doch er nimmt die Geschehnisse und ein großes Geheimnis nicht nur mit sich, sie definieren ihn auch. Er verschwindet und lässt seine Familie darüber im Unklaren wo er ist, und wie es ihm geht. Auch die zurückgelassenen Menschen durchleben ihre ganz eigenen schmerzhaften Zeiten. Manche der Figuren blieben mir dabei etwas fremder als wie andere.

Auch mit ein paar kleinen und einer großen Wendung hält Norton nicht zurück, was mir sehr entgegen kam. Denn so verhindert er, dass die Familiengeschichte vor sich hinplätschern könnte.

 

Tacheles…

Insgesamt betrachtet ist HEIMWEH nicht perfekt, allerdings sehr gefällig zu lesen sowie tragisch, erbarmungslos und bittersüß. Die Geschichte hallte bei mir noch eine Weile nach, bevor ich Irland wieder verlassen konnte. Und ich werde ganz sicher in Zukunft wieder zu einem Norton-Roman greifen.

 


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