Rezension | „Wir sitzen im Dickicht und Weinen“ von Felicitas Prokopetz

Kategorie: Review mal anders, Rezensionen | 0 Nestgeflüster

 

Autorin: Felicitas Prokopetz / 208 Seiten / Hardcover mit Schutzumschlag / Verlag: Eichborn / auch erhältlich bei: geniallokal.de

 

 

Der Plot…

Als ihre Mutter an Krebs erkrankt und ihr 16-jähriger Sohn ein Schuljahr in England verbringen will, findet Valerie sich zwischen zwei existentiellen Konflikten gefangen: Während sie sich aus der dysfunktionalen Beziehung zur Mutter lösen will, aber nicht darf, muss sie das Kind loslassen, das so viele Jahre ihr Lebensmittelpunkt war, obwohl sie dazu noch nicht bereit ist. Doch jeder Konflikt hat eine Geschichte. Beginnend in der Kindheit von Valeries Großmüttern werden Schlaglichter auf die Vergangenheit geworfen, die sich nach und nach zu einem intergenerationellen Frauenportrait verbinden und die drängende Frage stellen: Kann man der eigenen Familiengeschichte entkommen?

 

 

 

Mein Resumé…

WIR SITZEN IM DICKICHT UND WEINEN hat sich seinen Buchtitel wahrhaftig verdient. Auf dünnen 208 Buchseiten entfaltet sich ein vielschichtiger Familienroman mit ziemlich kompliziertem Beziehungsgeflecht.

Felicitas Prokopetz beschäftigt sich in ihrem Debüt mit dem bisweilen sehr komplizierten Konstrukt Familie, insbesondere die Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Familienbeziehungen können mitunter ein unschönes Schlachtfeld aus unterdrückten Gefühlen, jahrelangem Erdulden und dem sich Beugen der gesellschaftlichen Normen, entgegen der eigenen Bedürfnisse, sein. Fragen wie, ob man den direkten Familienmitgliedern verpflichtet ist, obwohl sie einen oft selbst im Stich ließen, werden aufwühlend aufgeworfen. Überhaupt ist dieser Roman emotional intensiv.

Die Autorin beschreibt in ihrem Roman nicht nur die Gegenwart Valeries, sondern man macht eine Reise in die Vergangenheit. In dieser trifft der Leser auf Valeries Großmutter und Mutter. Man beobachtet, wie die Mädchen zu Frauen heranwachsen, wie sie selbst erzogen wurden und warum getroffene Entscheidungen auch Jahrzehnte später tiefe Wunden beinhalten können. Es werden bei diesen Sprüngen Herkunft und gesellschaftliche Strukturen klar umrissen, um näher zu bringen, wieso gewisse vorgeschriebene Verhaltensbilder von diesen Frauen durchbrochen wurden. Dabei die Frage aufzuwerfen, ob das Entgegenstemmen dieser drei Generationen, zur Zufriedenheit geführt hat, ist spannend.

All diese Punkte und auch das ich mit den Figuren teilweise aneckte, eben weil sie schwierig und komplex sind, gefielen mir unheimlich gut. WIR SITZEN IM DICKICHT UND WEINEN erzählt keine einfache Geschichte.

Meine finale Sicht fällt dennoch etwas schwächer aus, als erhofft, denn mich verwirrte oft die Erzählstruktur, sowie die vielen plötzlich aufkommenden Namen. Hier hätte ein kleines Glossar sehr geholfen, um die Charaktere besser einordnen zu können und Zusammenhänge nachzuvollziehen.

 

 

Tacheles…

Insgesamt betrachtet ist WIR SITZEN IM DICKICHT UND WEINEN ein bemerkenswert vielschichtiges, aufwühlendes Debüt über schwierige Mutter/Tochter-Beziehungen, über Sehnsüchte und das allgemeine erwartete Rollenbild einer Frau. Geschmälert wurde meine Begeisterung etwas durch ein fehlendes Glossar, wodurch ich oft den Überblick bei den Figuren verlor. Nichtsdestotrotz ist Felicitas Prokopetz‘ Debüt auf jeden Fall eine Empfehlung wert!

 

 



 

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