Rezension | „No. 9677 oder Wie mein Vater an fünf Kinder von sechs Frauen kam“ von Natasha Friend

Kategorie: Rezensionen, Up(to)date | 2 Nestgeflüster

 

Autorin: Natasha Friend / Umfang: 336 Seiten / Übersetzung:  Jessika Komina, Sandra Knuffinke / Format: Hardcover mit Schutzumschlag / Verlag: Magellan Verlag / auch erhältlich bei: Bücher.de, 

 

Der Plot…

Die vierzehnjährige Hollis verlor vor sieben Jahren eine ihre Mütter. Moment mal…Mütter?! Ja, genau, denn ihre Eltern sind beide weiblich und lebten in einer ehe-ähnlichen Partnerschaft, bis eine von ihnen verstarb. Ihren Vater hat Hollis nie kennengelernt. Und während das junge Mädchen sich nun über das Netz übel beleidigen lassen muss und ihre leibliche Mutter immer noch nicht den Verlust ihrer Partner verkraftet hat, meldet sich auch noch Milo bei ihr.

Der fünfzehnjährige Milo hat zum Glück noch beide Mütter, die ebenfalls in einer ehe-ähnlichen Partnerschaft leben. Doch er wünscht sich endlich eine Vaterfigur. Nicht nur weil er männliche Unterstützung bei seinem Problem mit diesem einen Mädchen braucht, sondern er hofft mit ihm eine Lösung für seine unzähligen, gefährlichen Allergien zu finden.

Hollis und Milo könnten nicht unterschiedlicher sein und trotzdem sind sie sich so ähnlich. Und das ist kein Zufall. Beide wurden gezeugt von No. 9677. Hinter dieser Nummer verbirgt sich ihr Samenspender.
Während Milo ganz scharf darauf ist seinen biologischen Vater zu finden, möchte Hollis davon zunächst nichts wissen. Doch dann wird es richtig verrückt, denn Milo findet heraus, dass sie drei weitere Geschwister haben. Und nun ist auch seine Halbschwester neugierig. Ein großes Abenteuer, auf der Suche nach ihrem gemeinsamen Erzeuger, beginnt.

Doch werden sie ihn finden? Und wenn ja, was wird dann aus ihnen?

 

 

Mein Resumé…

Hände hoch, wer schon ein Jugendbuch, welches die Themen Samenspender, Adoption, LGBT & Mobbing vereint, gelesen hat! Für mich war es eine Premiere, all diese Aspekte in einer Geschichte zu finden. Natürlich war ich etwas skeptisch, ob das nicht nach hinten losgehen wird. Aber diese Gedanken lösten sich größtenteils und relativ schnell während des Lesens in Luft auf.

Geschildert wird Milo und Hollis Geschichte aus der Wechselperspektive (dritte Person). Das Sprichwort »Gegensätze ziehen sich an« passt bei den beiden wie die Faust aufs Auge. Denn obwohl sie sich charakteristisch nicht ähneln, äußerlich aber teilweise schon, ist die Verbindung sofort zu spüren.
Die Autorin Natasha Friend hat sich, meiner Meinung nach, gut auf die Thematik eingelassen. Die ersten Kapitel fühlten sich noch etwas holprig zu lesen an. Das lag, für mein Empfinden, womöglich an Hollis und ihrem rauen Wesen. Doch hinter dieser harten Schale, steckt ein gar nicht mal so knallharter Kern.
Milos Persönlichkeit strahlte hingegen über den gesamten Plot. Es wurde intensiv das Gefühlsleben der Protagonisten aufgearbeitet. Wie fühlen sich Kinder, die durch das Reagenzglas gezeugt wurden? Wo sind ihre Wurzeln? Was haben sie vielleicht von ihrem künstlichen Erzeuger geerbt? Die Zerrissenheit, Einsamkeit und die Missverständnisse, sind Teil ihres Alltags. Sowohl Milo, und insbesondere Hollis, haben jeweils eine verschiedene Vorgehensweise damit umzugehen bzw. nicht umzugehen. Natasha Friend hat den Zwiespalt sehr schön rüber gebracht.

Wird dadurch die Handlung dramatisch? Nein, überhaupt nicht! Ja, Friend flösste ihren Figuren eine Menge Humor ein. Und auch der Sarkasmus kommt nicht zu kurz. Zudem empfand ich die Dialoge zwischen Milo, Hollis und den anderen Geschwistern als herrlich auflockernd und harmonisch. Die Ernsthaftigkeit des Grund-Themas wurde dadurch aber nicht weniger bedeutend. Der Witz überwiegt nicht ernst zunehmende Fragen über Familie und Ethik, bzw. was Mensch darunter versteht. Ist man weniger Elternteil, weil man nicht biologisch verwandt ist? Hat man dadurch weniger Rechte? Leider bejahen diese Fragen noch zu viele. Grundsatzdiskussionen werden angeschnitten, aber nicht bis zum Anschlag durchgekaut. Die Mischung wurde gut ausbalanciert.
Es wurden von der Autorin die jeweiligen Mütter und deren Emotionen in so einer Situation, auch sehr gekonnt eingebracht. Man fühlt mit beiden Seiten.

Und auch die Nebenfiguren, wie zum Beispiel Milos bester Freund, wachsen sehr ans Herz.

 

 

 

Abschließend möchte ich noch ein ganz großes Lob an das Grafikteam des Magellan Verlags loswerden. Ich lasse hier einfach mal Bilder sprechen. Hut ab für diese phänomenale gestalterische Umsetzung des Haupthemas!

 

Tacheles…

Für mich ist »No. 9677« eine sehr erfrischende Abwechslung gewesen. Die Thematik ist sehr unangetastet im Jugendbuch Bereich und ich bin der Autorin äußerst dankbar, dass sie diese Lanze gebrochen hat. Der dichte Schreibstil, das unverbrauchte Thema und die Figuren ließen mich binnen sehr kurzer Zeit durch diese Geschichte gleiten. Ein wundervolles Buch mit ganz viel Herz über Familie, egal wo man sie findet!

 

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    2 Nestgeflüster zu “Rezension | „No. 9677 oder Wie mein Vater an fünf Kinder von sechs Frauen kam“ von Natasha Friend”

    1. Nanni am 27. Juli 2017 um 19:09 Uhr

      Liebe Sandy,

      jetzt hast du mich aber wirklich neugierig gemacht. Gesehen habe ich das Buch schon mal. Ich glaube in den Vorschauen des Verlags. Aber erst jetzt spricht es mich auch an. Danke für den Tipp :)

      Liebe Grüße
      Nanni

      • Sandy am 28. Juli 2017 um 08:25 Uhr

        Das freut mich, liebe Nanni! Ist auch ein sehr unverbrauchtes Thema und kurzweilig geschrieben. :)

        Liebste Grüße

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