Rezension | „Kleine Feuer überall“ von Celeste Ng

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Autorin: Celeste Ng / 384 Seiten / Übersetzung: Brigitte Jakobeit / Hardcover mit Schutzumschlag / Verlag: DTV / OT: Little Fires everywhere / erhältlich bei: Bücher.demayersche.de

 

Der Plot…

Es brennt! In jedem der Schlafzimmer hat jemand Feuer gelegt. Fassungslos steht Elena Richardson im Bademantel und den Tennisschuhen ihres Sohnes draußen auf dem Rasen und starrt in die Flammen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie die Erfahrung gemacht, »dass Leidenschaft so gefährlich ist wie Feuer«. Deshalb passte sie so gut nach Shaker Heights, den wohlhabenden Vorort von Cleveland, Ohio, in dem der Außenanstrich der Häuser ebenso geregelt ist wie das Alltagsleben seiner Bewohner. Ihr Mann ist Partner einer Anwaltskanzlei, sie selbst schreibt Kolumnen für die Lokalzeitung, die vier halbwüchsigen Kinder sind bis auf das jüngste, Isabel, wohlgeraten. Doch es brennt. Elenas scheinbar unanfechtbares Idyll – alles Asche und Rauch?

Textquelle: DTV Verlag

 

Mein Resumé…

Metaphorisch betrachtet steht jeder mindestens einem „kleinen Feuer“ in seinem Leben gegenüber – Ereignisse, die zunächst nur als kleiner Funke aufglühen und die Fähigkeit haben, sich in ein rasendes Inferno zu verwandeln, welches das Leben für immer verändert.

Wer Celeste Ngs zweites Buch lesen möchte, sollte dieses als das sehen, was es ist: ein sich langsam entwickelndes Charakterportrait mit einer starken und sehr komplexen Familiendynamik. Wenn man sich mit diesem Gedanken anfreunden kann und nicht um sich werfende hoch dramatische Plottwists erwartet, wird man den fast schon leisen Schreibstil mit seiner knisternden Entwicklung, als sehr fesselnd empfinden. So erging es mir zumindest. Allerdings war meine Erwartungshaltung auch relativ niedrig, da ich das Debüt der Autorin noch nicht gelesen habe.

Für derartige Geschichten muss ich in Stimmung sein. Aber wenn ich es bin und der Inhalt mich mitzieht, kann es sich zu einem Pageturner entwickeln. Die Figuren in KLEINE FEUER ÜBERALL sind lebendig, real und jeder auf seine Art gefangen in den kleinen Feuern des Alltags von Shaker Heights.
Shaker Heights ist eine kleine wohlsituierte, skandalfreie US-Stadt.
Das Buch beginnt mit einem Feuer, denn das Haus der Familie Richardson brennt lichterloh. Zudem ist das jüngste Familienmitglied, Tochter Izzy, verschwunden. Vermutlich weil sie der Feuerteufel ist – zumindest wird ihr das sofort von dem Rest der Familie unterstellt.

Die nächsten Kapitel bringen den Leser dann in die Vergangenheit. Man beginnt damit, die Geschehnisse rückblickend aufzuarbeiten um sich einen Eindruck zu verschaffen, wie es zu diesem dramatischen Feuer kommen konnte. Wir sehen, wie die arme Künstlerin Mia und ihre Teenager-Tochter Pearl neu in die Stadt kommen und wie Elena Richardson eine Wohnung an sie vermietet. Zwei Menschen, deren Anwesenheit sich Stück für Stück auf alle Mitglieder der Richardson-Familie auswirkt. Während Pearl sich sehr schnell mit den Richardson-Kids anfreundet und in ihrem Haus mehr Zeit verbringt als bei sich, kommt die störrische Izzy – das rebellische Nesthäkchen der Richardsons – Pearls Mutter Mia näher.

Es werden Verhaltensmuster und die zwischenmenschlichen Beziehungen beleuchtet. Es sind persönliche und auch schmerzhafte Erinnerungen, die geschildert werden. Insbesondere Mias Vergangenheit verwirrte mich, machte mich traurig und sprachlos. Als dann noch der Fall eines ausgesetzten kantonesischen Babys den Ort, ja sogar die nationale Presse anmarschieren lässt, wird es zunehmend brenzlig.

Ich war fasziniert von den Figuren, entsetzt über die Machenschaften einiger, sowie die tragischen Vergangenheiten anderer und wie ihre Wege schlussendlich zusammenfanden. Celeste Ng umschreibt das sogenannte ‚Picture Perfect‘ einer Gesellschaft und Familie. Findet man mehr Erfüllung durch Anpassung, oder in dem man gegen den Strom schwimmt?

Der Inhalt bietet in jedem Fall Film-/Serienstoff, was Schauspielerin Reese Witherspoon genauso sah und sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Kerry Washington die Filmrechte sicherte.

 

Tacheles…

Celeste Ng zeigt mit KLEINE FEUER ÜBERALL großartig, wie kleine Charakterdynamiken sich zu einer kraftvollen und faszinierenden Geschichte entfalten können. Die Autorin schreibt mit großer Einsicht, Ruhe und Empathie. Eine berauschende und tragische Lektüre, die mir zum Schluss mehr Fragen als Antworten gab, was jedoch zum Konstrukt passt!

 

Weitere interessante Meinungen:

Leselust Bücher

Herzpotenzial

 

Bisherige Veröffentlichungen der Autorin:

WAS ICH EUCH NICHT ERZÄHLTE

 

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